Erfurt. Überschätzter Hype oder Game Changer - kaum eine Debatte wird derzeit so heiß geführt wie jene über das Potenzial künstlicher Intelligenz im Gesundheitswesen. Die Fortbildungsakademie tranSektoris hat sich in diesem Jahr diesem Thema gewidmet und die Barmer Thüringen am 16. und 17. Juli als Co-Gastgeberin eingebunden.
Im virtuellen Dialog schilderten Dr. Jan Mai, Abteilungskoordinator Data Science der Barmer, sowie Robert Büssow, Politikreferent der Thüringer Landesvertretung, den Teilnehmern die Möglichkeiten und Grenzen künstlicher Intelligenz (KI) aus Sicht einer gesetzlichen Krankenversicherung.
Überraschend für manche Teilnehmer war sicherlich, dass die erste KI-Stufe, nämlich maschinelles Lernen mithilfe großer Datensätze, schon seit mehreren Jahren in der Barmer angewendet wird. Beispielsweise ist es schon heute möglich, anhand von Abrechnungsdaten beispielsweise schwerkranker Versicherter zu analysieren, wie hoch das Risiko eines künftigen Krankenhausaufenthaltes ist. Besonders spannend ist für Versicherte auch der Bereich „Natural Language Processing“, landläufig als Spracherkennung bekannt. Nicht erst seit Alexa und Co. ist klar, wie gut Computer inzwischen Sprache interpretieren können. Wenn Versicherte heute in den Telefongeschäftsstellen der Barmer anrufen, so auch in Erfurt, wird nicht nur plump nach Name und Versichertennummer gefragt. Die Anrufer können auch einfach ihr Anliegen schildern und ein Algorithmus generiert daraus einen Prozess.
KI ist bei der Barmer längst Realität
Die Fallbearbeitung wird dadurch enorm beschleunigt, Routinefragen können besser gelöst werden und den Kundenberatern bleibt mehr Zeit für die kniffligen Fälle. Wichtig war es der Barmer jedoch zu betonen, dass künstliche Intelligenz nur unterstützend genutzt wird. Die Entscheidungshoheit bleibt beim Menschen. Technik wird dort genutzt, wo sie hilft, Bürokratie abzubauen und Prozesse zu beschleunigen, den Service zu optimieren und die Daten für eine bessere Versorgung zu nutzen.
Ein konkretes Beispiel für KI in und aus Thüringen ist der Roboter ROGER (Foto auf dieser Seite), der in einem Forschungsprojekt von TU Ilmenau und Waldkliniken Eisenberg beim Gangtraining nach einer Hüft-Operation geholfen hat. Das Projekt hat gezeigt: Die Technik ist einsatzbereit und stößt bei Patienten auf positive Resonanz. Die Roboter stehen in den Startlöchern, auch wenn der Weg in die Regelversorgung noch weit ist.