Erfurt, August 2017. Die erfreuliche Botschaft vorab: Die Thüringer sind mehrheitlich zufrieden mit der Zusammenarbeit der Ärzte. Dies ergab eine repräsentative Befragung von INSA Consulere im Auftrag der Barmer. Alles andere wäre auch eine große Überraschung gewesen, denn viele Ärzte pflegen seit Jahren ihre Netzwerke und den Austausch mit Kollegen, sowohl im niedergelassenen als auch im stationären Bereich. Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Thüringen, sieht aber noch Potenzial: „Unser Gesundheitssystem ist bereits gut, aber nicht so gut, wie es sein könnte. Es ist noch Luft nach oben. Denn unsere Befragung hat auch gezeigt, dass Menschen, die wegen einer chronischen Erkrankung häufiger an unterschiedlichen Stellen behandelt werden, mehr Probleme sehen als Gesunde. Gerade solche Patienten sind darauf angewiesen, dass sich alle Beteiligten – dazu gehören auch die Kassen – miteinander vernetzen, damit keine wichtigen Informationen verloren gehen. Daran wollen wir gemeinsam mit allen arbeiten, die an einer besseren Versorgung in Thüringen interessiert sind.“
Sektoren vernetzen, Zusammenarbeit fördern, Fehlanreize beseitigen
Unter diesen Schlagworten setzt sich die Barmer bereits seit geraumer Zeit für eine grundlegende Reform im Gesundheitswesen ein. Wir wollten wissen, wie die Thüringer die Lücken zwischen den Sektoren ganz konkret wahrnehmen, was sie stört und womit sie zufrieden sind. Diese Ist-Analyse ist ein wesentlicher Bestandteil, um passgenaue Lösungen zu finden - passgenau für den Patienten! Die Detailergebnisse wollen wir Ihnen in dieser Sonderausgabe unseres Newsletters vorstellen.
Klappt der Austausch?
Wir haben 1000 Thüringer gefragt:
Wie bewerten Sie den Austausch von Krankendaten wie beispielsweise Blutbild, Arzneimittel, Röntgenbilder, Diagnosen, Bedarf an Weiterbehandlung… zwischen den folgenden medizinischen Behandlungsstellen?
Jeweils eine Mehrheit der Befragten mit und ohne chronischer Erkrankung bewertet den Austausch als gut. Etwas weniger als ein Drittel der Befragten mit chronischer Erkrankung (30 %) bewertet den Austausch als schlecht.
Anders sieht das Bild aus, wenn nach dem Austausch zwischen mehreren Fachärzten gefragt wird. Hier hakt es offenbar mehr.
Mit der Schnittstelle zum Krankenhaus sind die meisten zufrieden. Jeder Dritte chronisch Erkrankte hat offenbar aber auch schon schlechte Erfahrungen gesammelt.
Was stört Sie…
Wir haben gefragt:
Was stört Sie, wenn Sie bezüglich einer Erkrankung oder Diagnose mehrere Ärzte oder Krankenhäuser aufsuchen müssen?
Die Ergebnisse sind interessant und stimmen teilweise nachdenklich. Denn wenn man die Thüringer nicht nur nach ihrer allgemeinen Einschätzung zu den Schnittstellen zwischen den Sektoren fragt, sondern konkret nach subjektiven Erfahrungen, was sie stört, dann ist das einiges…
- Wir haben eine sehr gute Gesundheitsversorgung, aber es geht besser.
- Vor allem chronisch Kranke würden von einer besseren Abstimmung der Ärzte und Sektoren profitieren.
- Es versickern Ressourcen (Zeit, Geld, Personal) an den Grenzen der Sektoren, zulasten der Versicherten und ihrer Gesundheit.
- Es bedarf einer besseren Vernetzung. Dazu gehört auch die konsequente Nutzung der digitalen Möglichkeiten (u. a. Telemedizin, Lockerung des Fernbehandlungsverbots) und einer grundlegenden Reform.
Die Thüringer wollen, dass die aktuellen Daten dort sind, wo sie behandelt werden, egal ob im Krankenhaus oder der Arztpraxis. Wenn jeder Dritte darüber klagt, dass Medikamente verordnet werden, die Wechselwirkungen auslösen, dann geht es auch nicht nur darum, wie effizient unser Gesundheitssystem ist, sondern vor allem um Risiken für die Gesundheit der Patienten. Deshalb ist auch der Medikationsplan, der vor einem Jahr eingeführt wurde, für Versicherte mit vielen Verschreibungen sinnvoll. Die sektorübergreifende Versorgung ist die derzeit wichtigste Reform im deutschen Gesundheitssystem mit dem größten Potenzial für eine bessere Qualität der Versorgung sowie weniger Reibungsverlusten an den Schnittstellen.
- Befragungszeitraum 24.07. - 28.07.2017
- Methodik: Die Umfrage wurde von INSA Consulere als computergestützte telefonische Befragung (CATI) durchgeführt.
- Stichprobe: 1.007 Personen aus Thüringen ab 18 Jahren
- Zusammensetzung der Stichprobe Männlich: 495, Weiblich: 512
- Differenzierungsfrage mit Selbsteinschätzung: „Leiden Sie unter einer chronischen physischen oder psychischen Erkrankung?“ Ja: 249 Nein: 764 keine Angabe: 17