Erfurt, 27. August 2021 – Rund acht Prozent der 6- bis 12-Jährigen in Thüringen haben sogenannte Kreidezähne. Das entspricht etwa 10.000 Mädchen und Jungen in diesem Alter, wie Auswertungen im aktuellen Zahnreport der Barmer ergeben haben. Den Ergebnissen zufolge gibt es einen erkennbaren Zusammenhang zwischen der Gabe von Antibiotika und dem späteren Auftreten von Kreidezähnen. Betroffene leiden unter gelblich oder bräunlich verfärbten und porösen, beim Putzen schmerzenden Zähnen. Neben Karies gelten Kreidezähne mittlerweile als die zweithäufigste Zahnerkrankung bei Kindern.
„Über die Ursachen für das Phänomen Kreidezähne ist bislang wenig bekannt. Erstmals konnten nun Zusammenhänge festgestellt werden, die Verordnungen von Antibiotika in den ersten Lebensjahren betreffen“, sagt Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Thüringen. Dennoch sei das Verordnen von Antibiotika zweifellos sinnvoll, jedoch stets unter der Prämisse „so viel wie nötig, so wenig wie möglich“.
Die Ernährung habe auf die Entstehung von Kreidezähnen höchstwahrscheinlich keinen Einfluss. Regelmäßiges Zähneputzen könne Kreidezähne nicht verhindern, da die Zähne bereits geschädigt durchbrechen. Somit sei Prävention nahezu unmöglich. „Für die Eltern betroffener Kinder ist das eine wichtige Botschaft. Sie haben nichts falsch gemacht!“, betont Barmer-Landeschefin Birgit Dziuk.
Auswirkungen bestimmter Antibiotika weiter erforschen
Im Barmer Zahnreport 2021 sind unterschiedliche Gruppen von Medikamentenverordnungen bei Kindern mit und ohne Kreidezähne untersucht worden. Insbesondere bei Antibiotika, die etwa bei Atem- oder Harnwegsinfekten zum Einsatz kommen, sind Zusammenhänge deutlich geworden. So hatten Kinder mit Kreidezähnen in den ersten vier Lebensjahren häufig angewendete Antibiotika bis zu etwa zehn Prozent mehr verschrieben bekommen als Gleichaltrige ohne Kreidezähne. „Wie das Zusammenwirken genau funktioniert, ist noch unklar. Hieran muss weiter geforscht werden“, so Birgit Dziuk.
Starker Rückgang bei Antibiotikaverordnungen
Bei der Antibiotikavergabe sei man bereits auf einem guten Weg. So habe sich die verordnete Antibiotikagabe bei Kindern bis fünf Jahren zwischen den Jahren 2005 und 2019 mehr als halbiert. Im vergangenen Jahr sei die Menge noch einmal deutlich gesunken, wohl auch deswegen, weil die Abstands- und Hygieneregeln während der Corona-Pandemie zu weniger sonstigen Infektionen geführt hätten.
Mädchen haben häufiger Kreidezähne als Jungen
Neben der Ursachenforschung hat der Barmer Zahnreport eine Bestandsaufnahme zum Phänomen der Kreidezähne gemacht. Mädchen sind demnach häufiger betroffen als Jungen. Zwischen den Jahren 2012 bis 2019 hatten 9,1 Prozent der Mädchen und 7,6 Prozent der Jungen eine so schwere Form der Kreidezähne, dass sie in zahnärztlicher Behandlung waren. Darüber hinaus bekommen Kinder vergleichsweise selten Kreidezähne, wenn die Mutter zum Zeitpunkt der Geburt noch sehr jung oder schon älter als 40 Jahre alt war. Eltern haben dagegen gut doppelt so häufig Kinder mit Kreidezähnen, wenn die Mutter zum Zeitpunkt der Geburt zwischen 30 und 40 Jahre alt war.