Erfurt, 5. Juli 2018 – Eine aktuelle Studie der Universität Erfurt konnte nachweisen, dass sich Menschen mit einer depressiven Symptomatik durch die Nutzung sozialer Medien eher besser als schlechter fühlen. Rund 700 Personen wurden zu ihrem Online-Verhalten und ihrer psychischen Situation befragt. Die Forscher des Instituts für Kommunikationswissenschaften führen das gesteigerte Wohlbefinden vor allem darauf zurück, dass sich depressiv Erkrankte stärker eingebunden fühlen und ihr Bedürfnis nach Teilhabe befriedigen können. Die Barmer hat die Studie unterstützt, da psychische Erkrankungen inzwischen immer häufiger diagnostiziert werden. Sie sind nach Rückenschmerzen und Atemwegserkrankungen die Hauptursache für Krankschreibungen in Thüringen.
„Soziale Medien durchdringen heute den Alltag vieler Menschen. Sie können sich sowohl positiv als auch negativ auf das Wohlbefinden ihrer Nutzer auswirken. Doch wie wirken sich verschiedene Nutzungsformen aus? Welche sozialen Medien tragen zum Wohlbefinden bei? Mit unserer Studie möchten wir dazu beitragen, den Zusammenhang zwischen der Nutzung sozialer Medien und dem Wohlbefinden von Menschen aufzuklären. Aufgrund der enormen Verbreitung sozialer Medien handelt es sich hierbei um ein Thema mit höchster gesellschaftlicher Relevanz“, sagt Laura Koch, Sprecherin der Projektgruppe #cont;nue. Ein Jahr lang arbeitete die Gruppe von acht Studentinnen an dieser Studie.
Im Bild v.l.n.r.: Marie Stephan, Lena Heling, Vivian Hackenberg, Laura Koch, Franziska Haase, Sophia Schaller, Hannah Reith, Paula Winkler (Foto: Theresa Köhler)
Vor allem WhatsApp und Facebook täglich länger genutzt
Die Studie konnte belegen, dass depressive Symptome sowohl Nutzungshäufigkeit und -dauer als auch die Nutzungsweise sozialer Medien signifikant beeinflussen. Vor allem WhatsApp und den Facebook-Messenger nutzen Menschen mit entsprechenden Symptomen täglich länger als Gesunde. Außerdem zahlt vor allem die aktive Nutzung von Instagram, WhatsApp und Facebook auf das Wohlbefinden ein. Das heißt, wer mehr Fotos und Videos postet sowie häufiger Nachrichten schreibt, fühlt sich insgesamt wohler.
„Wir sehen im Netz ein großes Potenzial, um Menschen mit psychischen Beschwerden, zu helfen. Insbesondere junge Leute holen wir mit online-basierten therapeutischen und präventiven Angeboten genau dort ab, wo sie sich aufhalten“, erklärt Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer. „Wir haben festgestellt, dass viele Betroffene zunächst nicht zum Arzt gehen, sondern erste Hilfe im Internet suchen. Deshalb bieten wir ihnen Programme zur Stärkung der psychischen Gesundheit oder Achtsamkeits-Kurse als niedrigschwellige Hilfe an. Für Studierende entwickeln wir außerdem derzeit das Programm Studicare, da wir festgestellt haben, dass mit der Dauer des Studiums die Zahl psychischer Diagnosen stark ansteigt.“
Depressionen gehören zu den häufigsten psychischen Beeinträchtigungen – mit steigender Tendenz. Laut Deutscher Depressionshilfe ist mittlerweile jeder fünfte Deutsche einmal in seinem Leben von einer depressiven Phase betroffen. Die Folgen und Auswirkungen dieser Krankheit auf die physische und psychische Gesundheit, insbesondere auf das Wohlbefinden, sind erheblich.
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