Pressemitteilungen aus Thüringen

Immer mehr Kinder in Thüringen wegen Sprachstörungen in Behandlung

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Erfurt, 12.01.2017 - In Thüringen werden immer mehr Kinder und Jugendliche wegen einer gestörten Sprachentwicklung behandelt. Laut einer repräsentativen Auswertung der Barmer wurden im vergangenen Jahr (2015) bei rund elf Prozent der Kinder im Alter von fünf bis 14 Jahren entsprechende Defizite diagnostiziert. Vier Jahre zuvor waren es dagegen erst neun Prozent. In absoluten Zahlen entspricht dies etwa 18.900 behandelten Kindern bzw. rund 3.400 mehr als vier Jahre zuvor (2011). Zu den häufigsten Sprachstörungen gehören Lallen, Lispeln, ein nicht altersgemäßer Wortschatz oder Probleme bei der Aussprache. Die Barmer warnt davor, sprachliche Defizite auf die leichte Schulter zu nehmen: „Sprachstörungen können die Entwicklung eines Kindes beeinträchtigen und verzögern. Je später die Hilfe kommt, desto wahrscheinlicher ist es, dass es nicht einwandfrei sprechen lernt“, sagt Robert Büssow, Sprecher der Barmer in Thüringen. „Eltern sollten die Sprachentwicklung ihrer Kinder von Anfang an unterstützen. Der Fernseher darf und kann auch nicht die vorgelesene Geschichte, das Lied oder gemeinsames Spielen ersetzen.“

Jungen hängen bei der Sprachentwicklung zurück

Im Vergleich zu anderen Bundesländern rangiert Thüringen bei der Häufigkeit von Sprachstörungen im Mittelfeld. Insgesamt sind die Unterschiede aber nur gering: Während in Bremen neun Prozent der Kinder betroffen sind (2015), liegt der Anteil in Brandenburg oder Rheinland-Pfalz bei 13 Prozent. Offenbar sind Sprachstörungen bei Vorschul- und Schulkindern also kein regionales Problem. Deutlich auffälliger sind die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen. Nach Auswertung der Barmer waren in Thüringen rund 13 Prozent der Jungen, aber nur acht Prozent der Mädchen wegen einer Sprachstörung in Behandlung. Im Vergleich zum Jahr 2011 ist der Abstand außerdem größer geworden.

Sprachliche Störungen werden am häufigsten bei Kindern im Alter von vier bis fünf diagnostiziert. Bei vielen normalisiert sich die Sprachentwicklung jedoch in den folgenden Jahren. Ob und wie ein Kind therapiert wird, sollten Eltern deshalb gemeinsam mit fachkundigen Ärzten entscheiden.

Diagramm Jungen 5-14 Störung Sprachentwicklung 2011 und 2015


Diagramm Mädchen 5-14 Störung Sprachentwicklung 2011 und 2015


Hintergrund: Ursachen können vielfältig sein

Dass Kinder einen zu geringen Wortschatz aufweisen, lispeln oder sich anderweitig nicht richtig artikulieren können, kann zahlreiche Gründe haben. Auslöser können zum Beispiel eine Hörstörung, Behinderungen oder auch langanhaltende Mittelohrentzündungen im zweiten und dritten Lebensjahr, also in der „sprachsensiblen Phase“, sein. Eine Sehbehinderung kann sich ebenfalls negativ auf die Sprache auswirken. Erbliche Faktoren spielen ebenso eine Rolle wie auch kognitive Schwächen oder eine Erkrankung der Sprechorgane. Wird ein Kind sprachlich nicht ausreichend gefordert und gefördert, kann ebenso eine Sprachentwicklungsstörung die Folge sein.

Wie Eltern reagieren sollten

Eltern sollten die Entwicklung ihrer Kinder gerade vom ersten bis zum dritten Lebensjahr ganz genau verfolgen. Wenn sie den Verdacht haben, dass ihr Kind die Sprache langsamer lernt als Gleichaltrige sollten sie darüber mit dem Kinderarzt sprechen. Falls es wirklich zu einer Entwicklungsverzögerung gekommen ist, ist es wichtig, diese möglichst frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Darüber hinaus prüft der Arzt im Rahmen der U7-Untersuchung zwischen dem 21. und dem 24. Lebensmonat, ob das Kind einfache Wörter und Sätze versteht.

Zur Klärung der Ursache kann der Kinderarzt das Hörvermögen durch einen HNO-Arzt prüfen lassen. Auch Logopäden, Psychologen, Neurologen oder andere entsprechend geschulte Experten können einbezogen werden, um die Ursachen für Sprachentwicklungsstörungen zu klären. Danach können geeignete Fördermaßnahmen geplant werden, die sich an den Ursachen der Störungen orientieren werden. Das können beispielsweise die Versorgung mit Hörgeräten oder auch eine Sprachtherapie oder Frühförderung sein.