In diesem Jahr wurden noch keine Masernfälle in Thüringen gemeldet. Doch kein Grund zur Entwarnung. Die Impfquoten sind in den letzten Jahren gesunken. Und Masern sind keine harmlose Kinderkrankheit. Deshalb ist die nun wieder steigende Impfbereitschaft ein positives Signal.
Erfurt (17.02.2016). Bei Masern-Schutzimpfungen deutet sich ein Umdenken in der Bevölkerung an. Nach einer Auswertung der Barmer GEK haben sich im Jahr 2015 deutlich mehr Versicherte gegen die hochansteckende Infektionskrankheit impfen lassen als früher. Dies gilt sowohl für die Erstimmunisierung von Kindern als auch für erwachsene Versicherte, die ihren Impfschutz auffrischen ließen.
So haben sich im vergangenen Jahr etwa 25 Prozent mehr Thüringer gegen Masern impfen lassen als im Jahr zuvor. Dabei dürfte auch die öffentliche Diskussion angesichts der Masernepidemie mit über 2600 Erkrankten bundesweit, darunter allein 170 in Thüringen, eine Rolle gespielt haben, sagt Robert Büssow, Landespressesprecher von Thüringens größter Ersatzkasse. In den ersten drei Quartalen 2015 wurden rund 35.000 Impfdosen verabreicht, darunter in erster Linie die Mehrfachimpfungen gegen Masern, Mumps, Röteln (und Varizellen). Zahlen für das letzte Vierteljahr liegen noch nicht vor. Im selben Zeitraum 2014 waren es nur 28.000 Impfungen. Der Anstieg ist vor allem auf mehr Erst-Immunisierungen zurückzuführen. Die Impfappelle haben offenbar Wirkung gezeigt, so Büssow. Es wurden aber auch Folgeimpfungen mitgezählt. Bereits die erste Dosis schafft eine gewisse Grundimmunisierung, ob weitere notwendig sind, sollte in jedem Fall mit dem Arzt geklärt werden.
In diesem Jahr bisher keine Fälle – kein Grund zur Entwarnung
Nach Informationen des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden in diesem Jahr noch keine Masern-Erkrankungen in Thüringen diagnostiziert. Die hochansteckende Krankheit ist meldepflichtig. Aus Sicht der Barmer GEK jedoch kein Grund zur Entwarnung. Erst vor kurzem kritisierte das Robert Koch-Institut, dass die Impfraten zu gering seien, vor allem bei den Einjährigen und im Osten Deutschlands. „Konnte man noch vor einigen Jahren sagen, dass die Westdeutschen eher Impfmuffel und die Ostdeutschen Impfbefürworter sind, lässt sich diese Einschätzung bei Masern-Schutzimpfungen für Kleinkinder heutzutage nicht mehr halten“, sagt Büssow. So liegt Sachsen laut RKI mit einer Impfquote von lediglich 35 Prozent bei den Dreijährigen weit unter dem Bundesdurchschnitt von 85 Prozent. Auch Thüringen (81%) und Sachsen-Anhalt (85%) liegen unter dem Durchschnitt, während Schleswig-Holstein und Hamburg (je 89%) bei Masern-Schutzimpfungen bundesweit an der Spitze liegen.
Thüringen 2015 mit höchster Masern-Quote nach Berlin
Was die reine Fallzahl der Erkrankungen betrifft, war Thüringen vor der Maserwelle letztes Jahr eher unauffällig. Manche Jahre gab es sogar keinen einzigen Masernfall, so Büssow. Mit einer Häufigkeit von 76 Neuerkrankungen je 1 Million Einwohner lag Thüringen laut RKI-Robert-Koch-Institut im zurückliegenden Jahr jedoch im Spitzenfeld direkt nach Spitzenreiter Berlin (355 Fälle je 1 Mio. Einw.) – und vor Sachsen (65), Hamburg (48) und Brandenburg (41). Über die Hälfte aller 170 Erkrankungen wurden in der Masern-Hochburg Erfurt (111) diagnostiziert, andere Städte blieben hingegen völlig verschont, etwa Gera oder Eisenach (siehe Tabelle). Es ist keineswegs so, dass Masern eine reine Kinderkrankheit sind, ergänzt Büssow. Deshalb rät die Barmer GEK auch Erwachsenen, regelmäßig ihren Impfstatus zu überprüfen. Bei unklarem oder unzureichendem Impfstatus sollte schnellstens eine Auffrischungsimpfung nachgeholt werden. Am besten kontaktieren die Versicherten dazu ihren Hausarzt und besprechen alles Notwendige.
Masern in Thüringen 2001 bis 2015 nach Kreisen laut RKI