Ein Schlaganfall kommt scheinbar wie aus dem Nichts und reißt Betroffene von einem Moment auf den anderen aus ihrem gewohnten Alltag. Es gilt, schnell zu handeln. Nicht alle Krankenhäuser in Thüringen haben eine Schlaganfall-Spezialstation (Stroke Unit). Ein Problem, dass die Telemedizin lösen kann.
Erfurt, 5. Juni 2020 – Knapp 16.000 Mal sind Schlaganfälle im Jahr 2019 in Thüringens Krankenhäusern behandelt worden, ergeben Hochrechnungen der Barmer. Deren Landesgeschäftsführerin, Birgit Dziuk, betont: „Nach einem Schlaganfall sind die ersten Stunden entscheidend. Jedes Zögern beim Alarmieren des Notarztes verschlechtert die Prognose. Wichtig ist, dass Schlaganfallpatientinnen und -patienten möglichst in ein Krankenhaus mit Schlaganfall-Spezialstation, einer sogenannten Stroke-Unit, eingeliefert werden. Nur dort kann die Versorgung am besten erfolgen.“ Eine gute Akutversorgung für Schlaganfallpatienten im Freistaat sei auch in der aktuellen Corona-Krise sichergestellt.
Nach Krebs und Herzinfarkt ist ein Schlaganfall die dritthäufigste Todesursache in Thüringen. Wer überlebt, leidet häufig an bleibenden Schäden und Behinderung. Um Schlaganfallpatienten bestmöglich zu behandeln, gibt es laut Thüringer Krankenhausspiegel 15 Krankenhäuser mit Schlaganfall-Spezialstationen, sechs davon sind spezialisiert auf besonders schwere Fälle. Weitere 16 Krankenhäuser kooperieren telemedizinisch mit den Schlaganfall-Experten anderer Kliniken, meist über das Netzwerk „SATELIT“. „Dieses telemedizinische Netzwerk bietet mittlerweile eine flächendeckende Versorgungsstruktur, die gewährleistet, dass viele Patienten schon innerhalb kurzer Zeit nach dem Auftreten akuter Schlaganfall-Symptome in ein geeignetes Krankenhaus aufgenommen und dort behandelt werden können“, sagt Barmer-Landeschefin Birgit Dziuk.
Vorboten und Erkennungsmerkmale eines Schlaganfalls
Bei einem Schlaganfall kommt es zu einer Unterversorgung der Gehirnzellen mit Sauerstoff und sie sterben ab. Warnzeichen können plötzlich beginnende, extrem starke Kopfschmerzen, Sprach-, Seh- und Gleichgewichtsstörungen, Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen sein. Mit drei kleinen Tests können Außenstehende einschätzen, ob solche Ausfallserscheinungen vorliegen. Betroffene sollen versuchen, beide Mundwinkel nach oben zu ziehen, die Arme nach vorn zu strecken und einen einfachen Satz nachzusprechen. Liegen Nervenschäden vor, so ist das Gesicht beim Lächeln verzogen, die Arme können nicht oder nur schwer gleichzeitig angehoben werden, und die Sprache ist unklar. In diesem Fall, aber auch beim Erstverdacht auf einen Schlaganfall, sollte sofort die 112 gewählt werden.
Vorerkrankungen können Schlaganfall begünstigen
Zwar erleiden vor allem Menschen ab 75 Jahren einen Schlaganfall, aber es kann auch Jüngere treffen. Besonders gefährdet sind Menschen mit Bluthochdruck, Diabetes mellitus, Übergewicht, verengten Halsschlagadern, einer koronaren Herzkrankheit, Herzrhythmus- oder Fettstoffwechselstörung.