Besonders häufig tritt das juckende Ekzem bei Kleinkindern auf.
Erfurt, 30. Oktober 2020 – Bei mehr als 118.300 Menschen in Thüringen haben Ärztinnen und Ärzte im Jahr 2018 Neurodermitis diagnostiziert. Das entspricht 5,52 Prozent der Bevölkerung. Nur im Nachbarbundesland Sachsen ist der Anteil mit 5,54 Prozent noch höher. In Bayern und Schleswig-Holstein hingegen ist die Rate mit 3,82 beziehungsweise 3,83 Prozent am niedrigsten, wie Auswertungen der Barmer ergeben haben.
„Die vergleichsweise häufigen Neurodermitis-Fälle in Thüringen und generell in Ostdeutschland können verschiedene Ursachen haben. Allergene, die bei Neurodermitis eine Rolle spielen können, sind zum Beispiel Hausstaubmilben, Pollen und Nahrungsmittel wie Milch, Eier, Nüsse oder Fisch. Zudem spielt die erbliche Veranlagung eine Rolle“, sagt Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer Thüringen.
Die Auswertungen zeigen zudem, dass vor allem Kleinkinder und hier besonders Jungen im Alter bis fünf Jahre betroffen sind. So stellten Ärzte bei 14,22 Prozent der ein- bis fünfjährigen Jungen eine Neurodermitis fest. Dies entsprach rund 6.500 Thüringer Jungen. Bei den Mädchen derselben Altersgruppe lag der Anteil mit 12,3 Prozent etwas niedriger. Etwa 5.400 Mädchen waren betroffen. „Neurodermitis ist Ausdruck einer geschädigten Hautbarriere. Die Haut ist anfälliger für Keime, sodass es schneller zu Infektionen mit schlimmstenfalls lebensbedrohlichem Verlauf kommen kann. Auch wenn eine Neurodermitis nicht heilbar ist, sollte man frühzeitig den Arzt aufsuchen, um die Symptome zumindest zu lindern oder die symptomfreien Phasen zu verlängern. Das Ziel einer Neurodermitis-Therapie ist die Symptomfreiheit“, gibt Birgit Dziuk zu verstehen.
Mehr Frauen als Männer betroffen
Unter den Fünf- bis Neunjährigen lagen laut Barmer-Analyse die Betroffenenraten mit 9,91 Prozent bei Jungen und 9,81 Prozent bei Mädchen praktisch gleichauf. Ab dem zehnten bis zum 85. Lebensjahr litten dann allerdings Frauen häufiger unter atopischem Ekzem als Männer. Besonders eklatant war der Unterschied in der Altersklasse der 40- bis 45-Jährigen. Hier stellten Ärztinnen und Ärzte bei 2,47 Prozent der Männer und 4,43 Prozent der Frauen eine Neurodermitis fest.
„Das Auftreten einer Neurodermitis wird möglicherweise auch durch den Hormonhaushalt beeinflusst. So ließe sich erklären, dass vor der Pubertät häufiger die Jungen und danach verstärkt die Frauen betroffenen sind“, sagt Barmer-Landeschefin Birgit Dziuk. Mit der Pubertät würde bei jungen Männern die Talgproduktion in der Haut angeregt und es komme zu einer natürlichen Rückfettung. Das wiederum stärke die natürliche Schutzfunktion der Haut. Bei Mädchen allerdings steigerten Östrogene bei einer Neurodermitis das Risiko einer Symptomverschlechterung. Insgesamt würden mehr Frauen als Männer wegen Neurodermitis zum Arzt gehen.
Mehr Informationen zum Thema Neurodermitis unter www.barmer.de/s000951