Erfurt, 2. Juni 2017 - Jeder zehnte Thüringer lässt sich wegen akuter Kopfschmerzen ärztlich behandeln. Laut einer repräsentativen Auswertung der Barmer aus Abrechnungsdaten von 2015 waren dies rund 209.000 Patienten. Nur in Berlin waren prozentual mehr Menschen in Behandlung (siehe Grafik). Anlässlich des bundesweiten „Aktionstages gegen den Schmerz“ am 6. Juni erklärt Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Thüringen: „Schmerzen sind nicht nur ein Symptom, sondern können selbst zum Leiden werden. Gerade bei Kopfschmerzen ist die Ursache häufig unbekannt, die Folgen für Privat- und Berufsleben können jedoch gravierend sein.“
Besonders auffällig im Vergleich zu den Vorjahren: Immer mehr junge Erwachsene sind von der Diagnose betroffen. Seit 2005 ist den Ergebnissen der Barmer-Studie zufolge der Anteil der 18- bis 27-Jährigen mit einer Kopfschmerzdiagnose um 42 Prozent gestiegen. Dziuk: „Der Anstieg kann ein Beleg dafür sein, dass der Druck gerade auf junge Menschen zugenommen hat. Auch bei jungen Erwachsenen können Angebote helfen, Erkrankungen zu verhindern. Sport, gesunde Ernährung Entspannungstechniken, und sich Zeit zu nehmen für das, was gut tut, könnten vielen Betroffenen aus der Pillenfalle helfen.“
Migränemittel-Missbrauch kann zu Dauerkopfschmerz führen
Die Verordnungsrate von Migränemitteln ist alarmierend. Bei den 18- bis 27-Jährigen ist sie in der Zeit von 2005 bis 2015 um 58 Prozent gestiegen. Über alle Altersklassen hinweg betrachtet gab es lediglich einen Anstieg um 9,9 Prozent. Als Migränemittel wurden fast ausschließlich Mittel aus der Substanzgruppe der Triptane verordnet. Sie gelten als Wundermittel für Migräne-Patienten, haben jedoch unerfreuliche Nebenwirkungen – nämlich Kopfschmerzen. „Die Dosis macht das Gift. Wer immer wieder zu Medikamenten greift, um Kopfschmerzen los zu werden, landet im schlimmsten Fall in einem Teufelskreis aus Tablettenkonsum und Dauerkopfschmerzen. Die Betroffenen sitzen dann in einer Pillenfalle“, so Barmer Landesgeschäftsführerin Dziuk.
Doch ein „Frauenleiden“? Dunkelziffer bei Kopfschmerzen hoch
Im Jahr 2015 waren bundesweit 9,3 Prozent der Bevölkerung, also rund 7,6 Millionen Menschen von Kopfschmerz betroffen. Am häufigsten wurden Kopfschmerzen im Alter von 19 Jahren diagnostiziert: 19,7 Prozent der Frauen dieser Altersgruppe sind der Auswertung zufolge belastet. Bei den Männern seien es 13,8 Prozent. „Ganz sicher haben noch viel mehr junge Menschen mit Kopfschmerz zu kämpfen, als uns aus ärztlichen Diagnosen bekannt ist. Doch diese Gruppe geht tendenziell seltener zum Arzt, weswegen wir sie auf anderem Wege erreichen müssen“, betont Dziuk.
Gewisse Erfolge gerade bei jungen Leuten verspricht sich die Barmer auch mit digitalen Angeboten: In Sachen Kopfschmerzprävention beispielsweise mit der Barmer-geförderten Migräne- und Kopfschmerz-App „M-sense“. Dabei handelt es sich um einen digitalen Assistenten, der den Verlauf von Migräne und Spannungskopfschmerzen dokumentiert und analysiert. Dies kann für die weitere ärztliche Behandlung von Vorteil sein. „M-sense“ ist die einzige App zur Kopfschmerzprävention, die auf dem deutschen Markt als Medizinprodukt zertifiziert ist.