Erfurt/Weimar, 31. August 2018 – Die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen und die Barmer haben ein neues Telemedizinprojekt vereinbart. Es heißt ZNS-Konsil (ZNS) und hilft bei der Versorgung von Patienten mit Demenz, Depressionen, Multipler Sklerose sowie Migräne und anderen speziellen Kopfschmerzsyndromen. Ärzte, die bei ihren Patienten eine entsprechende Verdachtsdiagnose gestellt haben, können über eine Kommunikations-Software Rat bei Fachärzten für Neurologie oder Psychiatrie einholen.
Über standardisierte Formulare, die der Berufsverband Deutscher Nervenärzte entwickelt hat, kann der erstbehandelnde Arzt die Symptome beschreiben. Der Facharzt gibt innerhalb weniger Tage auf demselben Weg Diagnostik- und Therapieempfehlungen. Die Daten werden dabei komplett verschlüsselt übertragen, sodass maximale Datensicherheit gewährleistet ist.
Das Konsil reduziert Überweisungen auf das notwendige Maß und spart damit fachärztliche Arbeitszeit und Wartezeit für Patienten. Außerdem ermöglicht es auch für Patienten, die es weit zum Neurologen oder Psychiater haben, eine Überwachung durch den Fachspezialisten. Partner bei dem Projekt sind die nervenärztlichen Fachverbände und der Software-Hersteller. Die Daten-sichere Kommunikations-Software wird auch in anderen Fachbereichen angewendet. In Thüringen können sich interessierte Ärzte ab sofort über die Funktionsweise des Konsils informieren. In der kommenden Woche ist dazu eine Einführungsveranstaltung geplant.
Telemedizin als Entlastung für Ärzte und Patienten
Die 1. Vorsitzende des Vorstandes der KV Thüringen, Dr. med. Annette Rommel, verweist auf den praktischen Nutzen des ZNS-Konsils: „Telemedizin ist kein Selbstzweck. Die KV Thüringen setzt auf digitale Anwendungen, die den Patienten helfen und die Arbeit der Ärzte erleichtern. Das ZNS-Konsil ist genau so eine Anwendung. Wir werden uns dafür einsetzen, dass sie von möglichst vielen Ärzten genutzt wird.“
Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Thüringen, erklärt: „Über das telemedizinische Konsil können erstbehandelnde Ärzte unkompliziert und schnell eine fachärztliche Meinung einholen. Der Patient muss sich nicht zusätzlich um einen Termin beim Facharzt kümmern und spart auch noch den Anfahrtsweg. Das ZNS-Konsil ist natürlich auch eine Antwort auf den massiven Anstieg von Diagnosen psychischer Störungen und eine Chance, medizinische Versorgung gerade im ländlichen Raum neu zu denken.“
Förderung vom Land
Das Land Thüringen stellt für das ZNS-Konsil Fördermittel in Höhe von rund 225.000 Euro bereit. Das Geld wird verwendet, um die Software speziell auf die Versorgungslandschaft in Thüringen zuzuschneiden. Dazu erklärt die Thüringer Gesundheitsministerin, Heike Werner (Die Linke): „Auch in Thüringen sollen die Potenziale der Telemedizin – ergänzend zum direkten ärztlichen Handeln – zur Verbesserung der medizinischen Versorgung der Menschen genutzt werden. Zu den Schwerpunkten gehört dabei die Versorgung im ländlichen Raum. Gerade Telekonsile und Expertennetzwerke tragen dazu bei, die Qualität der medizinischen Versorgung außerhalb der Ballungsräume zu verbessern. Deshalb fördert mein Ministerium das vorliegende Projekt, dem ich viel Erfolg wünsche.“