Mädchen mit Pflaster
Pressemitteilung der Barmer Thüringen

HPV-Impfquoten in Thüringen massiv eingebrochen

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Erfurt, 22. Januar 2025 – Viele Heranwachsende in Thüringen sind trotz STIKO-Empfehlung nicht oder nur unzureichend gegen das humane Papillomavirus (HPV) geimpft. Das zeigt eine Analyse im aktuellen Barmer Arzneimittelreport, bei der Versichertendaten der Kasse ausgewertet worden sind. Demnach ist rund ein Drittel (33,7 Prozent) der Mädchen und jungen Frauen im Land nicht vollständig gegen HPV immunisiert. Bei den Jungen (bis 13 Jahren) fällt der Anteil ohne entsprechenden Schutz mit 71,6 Prozent noch höher aus. 

Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Thüringen. Foto: Michael Reichel

Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Thüringen. Foto: Michael Reichel

„Das humane Papillomavirus ist für die Hälfte aller virusbedingten bösartigen Tumore und für fast 100 Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. Eine HPV-Impfung kann diese Krebserkrankung verhindern und damit Todesfälle vermeiden“, sagt Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Thüringen. Umso alarmierender sei, dass die Rate der jährlich Geimpften zum Ende der Corona-Pandemie hin massiv eingebrochen ist. Vor allem vom Jahr 2021 zum Jahr 2022 habe die Impfaktivität nachgelassen. In diesem Zeitraum sei die Rate bei den Mädchen und jungen Frauen in Thüringen um 26,2 Prozent, bei den Jungen und jungen Männern sogar um 35,4 Prozent gesunken. Grund für den Rückgang sei möglicherweise fehlendes Wissen über die Wichtigkeit der HPV-Impfung. 

Auch Jungen profitieren von Schutzwirkung der Impfung 

Laut Landeskrebsregister gehört Gebärmutterhalskrebs in Thüringen nach Brust-, Darm- und Lungenkrebs zu den häufigsten Tumorerkrankungen bei Frauen. „Gebärmutterhalskrebs wird fast immer durch eine HPV-Infektion verursacht und ist daher durch Impfung vermeidbar“, so Barmer-Landeschefin Dziuk. Auch Jungen und Männer könnten, wenn auch deutlich seltener als Frauen, an HPV-bedingten Krebsarten wie Anal- oder Rachenkrebs erkranken oder sich durch HPV mit einer Geschlechtskrankheit infizieren. Sie seien zudem potenzielle Überträger von HPV. Durch die Impfung würden sie deshalb nicht nur sich selbst, sondern auch Partnerinnen oder Partner vor Ansteckung schützen. „All das spricht deutlich für die von der STIKO empfohlene Impfung ab dem Alter von neun Jahren, ganz gleich welches Geschlecht“, so Dziuk weiter.

Impfquoten in Thüringen vergleichsweise hoch

Wie aus dem Barmer Arzneimittelreport weiter hervorgeht, gibt es bei den HPV-Impfquoten deutliche regionale Unterschiede. Spitzenreiter ist Sachsen-Anhalt. Dort sind 75,7 Prozent der Mädchen und jungen Frauen vollständig geimpft. Dem folgen Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg mit einer Impfquote von 71,8 beziehungsweise 71,5 Prozent. Thüringen hat mit 66,3 Prozent die vierthöchste Rate. Die niedrigsten Quoten gibt es in Bayern, Bremen und Baden-Württemberg mit 51,3 beziehungsweise 54,2 und 55,2 Prozent. „Zwar schneidet Thüringen im bundesweiten Vergleich gut ab, dennoch ist ein Drittel der Mädchen und jungen Frauen nicht ausreichend geschützt“, sagt die Barmer-Landeschefin. Auch bei den Jungen (bis 13 Jahren) stehe Thüringen im Ländervergleich auf Rang vier. Es bestehe dennoch Nachholbedarf. „Über die Risiken einer HPV-Infektion und die Schutzwirkung der Impfung aufzuklären, bleibt eine wichtige Aufgabe“, betont Dziuk. Neben der Aufklärungsarbeit der Kasse brauche es dringend gesamtgesellschaftliche Ideen und Angebote.

Zusätzliche Früherkennungsuntersuchung bis zehn Jahre sinnvoll 

Um die Akzeptanz und Sensibilität für die HPV-Impfung weiter zu steigern, schlägt die Barmer eine zusätzliche Kindervorsorgeuntersuchung im Alter von neun bis zehn Jahren (U10) vor. Diese könnte zum Anlass genommen werden, unter anderem den Impfstatus zu überprüfen sowie über den Nutzen und die Risiken fehlender Impfungen aufzuklären. Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) prüfe derzeit die Einführung der Untersuchung U10 als Regelleistung, die Barmer biete sie bereits als Satzungsleistung für ihre Versicherten. „Ein Erinnerungssystem für nicht und unvollständig HPV-Geimpfte kann zusätzlich helfen, die Impfquote zu erhöhen“, ergänzt Dziuk und nimmt dabei auch die Krankenkassen selbst in die Pflicht. In den Routinedaten ließen sich die bis zum zwölften Lebensjahr noch ungeimpften Kinder identifizieren und rechtzeitig über diese Impfung informieren. Dies sei eine wichtige Ressource vor dem Hintergrund sinkender Impfquoten.

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