Je länger das Studium dauert, desto mehr Studenten leiden an einer Depression. Dies geht aus einer repräsentativen Auswertung von Patientendaten der Barmer GEK aus dem Jahr 2015 hervor. Der Gesundheitsreport widmet sich in diesem Jahr in einem Schwerpunkt den Erkrankungen junger Berufstätiger und Studenten.
Erfurt (12.09.2016). Vor allem Frauen leiden demnach im Studium verstärkt unter Depressionen und depressiven Episoden: Während die Diagnoserate im Alter von 21 bis 25 Jahren noch bei rund sechs Prozent liegt, sind unter den 26- bis 30-jährigen Studentinnen bereits doppelt so viele betroffen (siehe Grafik). Auch bei den Männern steigt die Zahl der Betroffenen mit der Studiendauer – wenn auch auf niedrigerem Niveau. Auffällig ist dieses Phänomen vor allem im Vergleich zu jungen Berufstätigen. Bei diesen nehmen Depressionen nicht so stark zu.
Sowohl nach Auswertungen zu Diagnosen als auch nach den Zahlen der Verordnungen von Antidepressiva ist davon auszugehen, dass ein Studium im fortgeschrittenen Alter mit einem erhöhten Risiko für Depressionen verbunden ist, so Robert Büssow, Sprecher der Barmer GEK in Thüringen, zur Auswertung der Zahlen im aktuellen Gesundheitsreport.
Anteil von Betroffenen an der jeweiligen Altersgruppe mit einer psychischen Diagnose
Psychische Erkrankungen bei 16- bis 30-Jährigen
Junge Berufstätige deutlich häufiger beim Arzt als Studenten
Bis auf psychische Erkrankungen fällt der Vergleich zwischen Berufstätigen und Studierenden bei den allermeisten Krankheiten jedoch ganz anders aus: Studierende haben in der Regel weniger Infektionen, weniger organische Erkrankungen, weniger Rückenschmerzen, weniger Verletzungen. „Daraus zu schließen, dass Berufstätige kränker sind oder Arbeit gar krank macht, ist aber nicht plausibel. Vielmehr steckt dahinter vor allem die Pflicht zur Abgabe einer Arbeitsunfähigkeitsmeldung. Während Berufstätige auch bei leichteren Erkrankungen einen Arzt aufsuchen müssen, um sich krankschreiben zu lassen, können Studierende in der Regel auch ohne Arztbesuch und Krankschreibung auskurieren“, so Büssow. Diese Erklärung deckt sich auch damit, dass schwere Erkrankungen etwa der Schilddrüse oder Neubildungen (Tumore) in beiden Gruppen auf ähnlich (niedrigem) Niveau auftreten.
Als Fazit unserer Auswertung appellieren wird an die Firmen in Thüringen, ihre Gesundheitsangebote nicht nur auf ältere Beschäftige zu richten. Im Sinne wirksamer Prävention lohnt es sich, so früh wie möglich anzufangen und die Gesundheitskompetenz der Mitarbeiter zu stärken, so Robert Büssow.
Hintergrund: Die Krankheiten der Jugend
Zu den häufigsten Erkrankungen der 16- bis 30-Jährigen neben saisonal bedingten Atemwegserkrankungen gehören insbesondere…
- Rückenschmerzen (16,4 % aller Versicherten erhielten 2015 eine entsprechende ärztliche Diagnose
- Kopfschmerzen (7,7 %)
- Akne (9,7 %)
- Ekzeme und Dermatitis (12,6 %)
- gutartige Neubildungen (9,5 %)
- Erkrankungen der Schilddrüse (8 %)
- Depressive Episoden (5,6 %), anhaltende Depression (1,4 %)