Erfurt, 28. März 2018 – Thüringer Unternehmen mussten im vergangenen Jahr den bundesweit höchsten Krankenstand verkraften. Nach Auswertung der Krankenstatistik aller erwerbstätigen Versicherten der Barmer erreichte die Fehlquote einen Allzeithöchststand von 5,91 Prozent in Thüringen. Bundesweit lag der Krankenstand nur bei 4,8 Prozent, das heißt im Freistaat fehlen rund 20 Prozent mehr Beschäftigte krankheitsbedingt. „Das ist eine reale Belastung für viele Unternehmen. Während wir bundesweit eine leichte Entspannung bei den Krankenständen spüren, bewegt sich Thüringen gegen den Trend. Als Ursache stellen wir deutlich mehr Krankschreibungen wegen Rückenschmerzen und Atemwegserkrankungen fest. Wir möchten die Unternehmen darauf aufmerksam machen, dass es individuelle Beratung zur Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz gibt“, sagt Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Thüringen.
Ein Krankenstand von 5,91 Prozent bedeutet: In einem Unternehmen mit 100 Beschäftigten waren im Durchschnitt jeden Tag fast sechs Mitarbeiter krankgeschrieben. Über das Jahr fehlte jeder Beschäftigte insgesamt drei Wochen aufgrund einer Erkrankung (21,5 Arbeitstage). „Gerade kleine und mittelständische Unternehmen spüren inzwischen den Handlungsdruck und suchen auch bei uns Hilfe. Die Barmer hat deshalb vor einem Jahr das Modellprojekt „Gesund arbeiten in Thüringen“ gestartet. Auf Basis einer Befragung von Arbeitgebern und Ärzten wollen wir praxisnahe Lösungen entwickeln und die Verbindung zur Betriebs- und Arbeitsmedizin stärken“, erklärt Dziuk weiter. Erste Ergebnisse stellt die Barmer in Kürze vor.
Demografie hinterlässt ihre Spuren
Noch im Jahr 2010 lag der Krankenstand bei nur 4,7 Prozent in Thüringen und ist seitdem kontinuierlich angestiegen (siehe Grafik). „Angesichts der akuten Grippewelle gehen wir in 2018 von einem weiteren Anstieg aus. Allein im letzten Februar lag der Krankenstand in Thüringen bei 9,4 Prozent“, so Dziuk. Trotz saisonaler Schwankungen durch Grippe- und Erkältungswellen sei ein eindeutiger Trend zu beobachten. Die demografische Entwicklung hinterlasse ihre Spuren in Mitarbeiterstruktur und Krankenstatistik. Bemerkenswert ist, dass die absolute Zahl der Krankschreibungen zwar relativ stabil ist, doch die Fehldauer immer länger wird. Im Schnitt dauerte eine Krankschreibung in Thüringen 14,2 Tage. Unter den Hauptdiagnosen stehen Atemwegs- und Rückenerkrankungen, die allein über 12 Prozent aller Fehltage ausmachen (siehe Tabelle). Doch für die langen Fehlzeiten sind vor allem psychische Diagnosen verantwortlich, darunter Depressive Episoden, anhaltende Depressionen und Belastungsstörungen.