Eine Angehörige kümmert sich um ihre pflegebedürftige Großmutter
Pressemitteilung aus Thüringen

Die Pflege benötigt ein Update

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gemeinsame Pressemitteilung von Barmer Thüringen, Thüringer Sozialministerium und wir pflegen Thüringen e.V.

Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Thüringen. Foto: Michael Reichel

Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Thüringen. Foto: Michael Reichel

Erfurt, 3. Juli 2023 – Zum Auftakt der der 3. Thüringer Woche der pflegenden Angehörigen (twpa) schlägt die Barmer in einem pflegepolitischen Positionspapier umfangreiche Maßnahmen vor, um eine Pflegekrise abzuwenden. „Die Pflege steht vor großen Herausforderungen. Die geburtenstarken Jahrgänge gehen in den Ruhestand, der Fachkräftemangel wird sich weiter verschärfen, gleichzeitig steigen die Ausgaben. Die Pflegeversicherung und das System Pflege geraten zunehmend unter Druck und auch die Akzeptanz schwindet, wenn die Eigenanteile zunehmend unbezahlbar werden. An vielen Stellen muss dringend umgedacht und umgesteuert werden. Die Pflege benötigt ein Update“, fordert Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Thüringen. Ziel müsse sein, das System finanzierbar für Arbeitgeber und Versicherte zu halten. Nur so könne es leistungsfähig und attraktiv für Arbeitskräfte sein. Dabei dürfe es keinerlei Abstriche bei der Qualität geben.

Pflegezeit ähnlich wie Elternzeit finanziell unterstützen

Hinsichtlich der twpa möchte die Barmer insbesondere den Blick auf die häusliche Pflege richten. „Die Familie ist der größte Pflegedienst im Freistaat. Unter anderem mit Kassendaten ist nachgewiesen, dass viele Angehörige unter enormer Belastung stehen und drohen, selbst krank zu werden. Deshalb müssen Pflegebedürfte und ihre Angehörigen organisatorisch und finanziell weiter entlastet werden“, fordert Birgit Dziuk.

Nach Ansicht der Barmer solle die Einführung einer steuerfinanzierten Pflegezeit geprüft werden. Diese könne pflegenden Angehörigen finanzielle Unterstützung bieten, wie es ähnlich auch bei der Elternzeit geregelt ist, also für einen begrenzten Zeitraum und abhängig von der Höhe des Einkommens. Schließlich sollten zur finanziellen Entlastung auch die Leistungsbeträge der Pflegeversicherung jährlich in Anlehnung an die Grundlohnrate, also gewissermaßen die Inflation, dynamisiert werden.

Auch auf die eigene Gesundheit achten

Werner, Heike 2022

Thüringens Sozialministerin Heike Werner bewertet die Leistung pflegender Angehöriger als unschätzbaren Beitrag für die Gesellschaft. „Tag für Tag kümmern sie sich liebevoll und professionell um ihre Familienmitglieder, Freunde oder nahestehenden Menschen, die auf ihre Unterstützung angewiesen sind. Deshalb ist mir die Schirmherrschaft zur Aktionswoche so wichtig“, sagt Ministerin Heike Werner.

Nicht vergessen werden dürfe allerdings, dass auch pflegende Angehörige selbst Unterstützung und Entlastung brauchen. „Wir setzen uns dafür ein, dass ausreichend Entlastungsangebote zur Verfügung stehen und der Zugang zu den Angeboten so einfach wie möglich ist. Dafür hat das Land Thüringen erst kürzlich die Anerkennung und Förderung von Angeboten zur Unterstützung im Alltag durch eine Verordnung neu geregelt und an aktuelle Gegebenheiten angepasst. Und ich möchte alle pflegenden Angehörigen ausdrücklich ermutigen, sich rechtzeitig um ihre eigene Gesundheit und ihr Wohlbefinden zu kümmern, indem sie die bestehenden Angebote nutzen“, so Heike Werner weiter.

Gemeinsam mit anderen Bundesländern setze sich Thüringen gegenüber dem Bundesgesetzgeber außerdem für eine nachhaltige Reform der Pflegeversicherung hin zu einer Pflegevollversicherung ein.

Häusliche Pflege ist gesamtgesellschaftliches Thema

Aus Sicht von Dr. Sigrun Fuchs von „wir pflegen Thüringen e.V.“ muss die Sorgearbeit für pflegende Angehörige als gesamtgesellschaftliche Aufgabe verstanden werden. „Es ist immens wichtig, dass die tagtäglichen Leistungen von pflegenden Angehörigen öffentlich anerkannt werden und sie die dringend nötigen Unterstützungen erhalten“, so Dr. Sigrun Fuchs. Aktuell sei das immer weniger gewährleistet. Diese Prozesse umzusetzen, sei nur im Miteinander möglich und nicht über die Köpfe der pflegenden Angehörigen hinweg.

Man müsse sich vor Augen halten, dass von rund zwei Millionen Menschen in Thüringen etwa 450.000 pflegebedürftig oder in Pflege eingebunden sind. Ganze 85 Prozent der Pflegebetreuung finde in der Häuslichkeit statt und werde überwiegend von Angehörigen geleistet.

Auch deshalb gebe es die Aktionswoche von, für und mit pflegenden Angehörigen. Sie wird ehrenamtlich durch den „wir pflegen Thüringen e.V.“ organisiert und von der BARMER mit Mitteln der Selbsthilfeförderung finanziell unterstützt.

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