In Thüringen gibt es mehr Diabetikerinnen und Diabetiker als in den meisten anderen Bundesländern. Wie der neue Diabetes-Atlas der Barmer aufzeigt, leiden elf Prozent der Menschen in Thüringen unter Diabetes Typ 1 oder 2, was rund 234.700 Personen entspricht. Nur in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg ist der Anteil noch höher. Im bundesweiten Durchschnitt haben 9,21 Prozent der Bevölkerung die Zuckerkrankheit.
„Die hohe Zahl an Diabeteserkrankten im Freistaat ist alarmierend. Dabei gibt es mit gesunder und ausgewogener Ernährung eine einfache und wirksame Möglichkeit, vor allem dem Diabetes Typ 2 vorzubeugen. Es ist höchste Zeit für eine verpflichtende und leicht verständliche Nährwertkennzeichnung an Lebensmitteln“, fordert Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der Barmer Thüringen. Erforderlich sei eine einfache Übersicht zum Beispiel über den Zucker- und Fettgehalt in Lebensmitteln. Das helfe den Verbraucherinnen und Verbrauchern, sich bewusst für eine gesündere Ernährung zu entscheiden, die auch das Risiko für Diabetes Typ 2 senkt.
Gesunde Ernährung in Schullehrpläne aufnehmen
Dem Barmer Diabetes-Atlas zufolge tritt Diabetes mellitus verstärkt in den ostdeutschen Bundesländern auf. Die höchsten Prävalenzraten gab es im vergangenen Jahr in Sachsen-Anhalt mit 11,7 Prozent, Sachsen (11,5 Prozent) und Brandenburg (11,3 Prozent). Dagegen diagnostizierten Ärztinnen und Ärzte nur bei 7,9 Prozent der Einwohnerinnen und Einwohner von Schleswig-Holstein und 8,2 Prozent in Baden-Württemberg die Zuckerkrankheit. Thüringens Barmer-Landeschefin Birgit Dziuk sieht Chancen vor allem beim Thema Ernährungsbildung in Schulen und Kindergärten. „Es gilt, möglichst früh anzusetzen, da sich Essgewohnheiten bereits in der Kindheit manifesteren. Deshalb sollte das Thema gesunde Ernährung in den Schullehrplänen verbindlich verankert werden, damit bereits Kinder dafür sensibilisiert werden“, so Dziuk. Erforderlich seien auch verpflichtende Standards für eine gesunde Kindergarten- und Schulverpflegung.
Demografischer Wandel nur zum Teil Ursache für Anstiege
Laut den Ergebnissen des Diabetes-Atlas‘ ist der Anteil an Diabetikern zwischen den Jahren 2014 und 2019 bundesweit gestiegen, allem voran im Saarland, in Hamburg und Hessen mit je mehr als zehn Prozent. Die geringsten Zuwächse gab es in Sachsen und Thüringen mit weniger als einem Prozent. Während sich der Anstieg in Hamburg nur zu zwölf Prozent auf den demografischen Wandel zurückführen lässt, war dieser in Sachsen oder Thüringen zu mehr als 80 Prozent für steigende Fallzahlen verantwortlich.
„Der demographische Wandel ist bei weitem nicht die alleinige Ursache für immer mehr Diabetikerinnen und Diabetiker. Da er regional aber sehr unterschiedlich zu Buche schlägt, bedarf es nun weiterer Untersuchungen in den Bundesländern“, sagt Birgit Dziuk.