STANDORTinfo Schleswig-Holstein – Ausgabe September 2023

Wie ich es sehe

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Dr. Hillebrandt - Rubrik wie ich es sehe - zu den Themen Team-Praxis-Modell und Digitalisierung im Gesundheitswesen


Team-Praxis-Modell – Quo vadis, KVSH?

Der Sicherstellungsauftrag der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein (KVSH) beinhaltet die Organisation der ambulanten medizinischen Versorgung im ganzen Land. Aufgrund des demografischen Wandels und der damit einhergehenden Altersstruktur der Ärzte wird das dringender denn je. Neue Modelle sind gefragt und es gibt sie bereits. So sollen an zentralen Orten in ländlichen Bereichen Ärztegemeinschaften entstehen, die vor Ort und auch mit dem Einsatz von Telemedizin die Umgebung versorgen können. Sogenannte Teampraxen sind lokale Gesundheitszentren in der Hand von Vertragsärztinnen und Vertragsärzten, Berufsausübungsgemeinschaften oder medizinischen Versorgungszentren in ärztlicher Trägerschaft. Aber auch Kommunen können Träger eines kommunalen medizinischen Versorgungszentrums sein, wenn alle Hausarztstellen des zentralen Ortes in die Einrichtung integriert sind. Der Aufbau von Teampraxen soll über den Strukturfonds der KVSH, in dem die Förderregionen festgelegt sind, finanziell unterstützt werden. Die Töpfe sind gefüllt, aber bislang ist noch kein Geld geflossen. Bereits im Februar dieses Jahres sind 18 förderfähige Standorte für das Teampraxismodell der KVSH festgelegt worden. Jüngstes Beispiel ist das Amt Süderbrarup. Alle 13 Gemeinden des Amtes haben sich zu einem Zweckverband zusammengeschlossen, ein Gebäude gekauft und lassen es aktuell für die gemeinsame Gesundheitsversorgung umbauen. Ende 2025 könnte alles fertig sein. Auch eine Werbekampagne für die Anwerbung von Ärztinnen und Ärzten, die bislang noch nicht vor Ort praktizieren, ist geplant. Das alles kostet Geld und die Förderrichtlinien sind bekannt. Es darf also nicht sein, dass solche Modelle am Geld oder an bürokratischen Hürden scheitern.

Digitalisierung im Gesundheitswesen – hier ruht Herr Meier, aber seine Daten waren jederzeit sicher 

Die Digitalisierung in Deutschland liegt brach, und die im Gesundheitswesen ganz besonders, wie sich nicht zuletzt in der Pandemie gezeigt hat. Viele Projekte wie das eRezept kommen langsam in Gang, aber gerade die so wichtige elektronische Gesundheitsakte (eGK) will nicht recht in Schwung kommen. Besonders wichtig ist deshalb, dass die Opt-out- Lösung als zentrales Element umgesetzt wird. Jeder wird erst mal als Teilnehmer des Datenaustauschs eingestuft, es sei denn, er oder sie lehnen das ausdrücklich ab. Gleichzeitig ist es eine solidarische Lösung zur Nutzung der Gesundheitsdaten für Forschungszwecke. Das ist in einem Solidarsystem wie in unserem Gesundheitswesen auch angemessen. Wichtig ist, dass alle Zwecke der Datennutzung offengelegt und vor allem die Menschen gut beraten werden müssen. Die Gemeinwohlorientierung der Datennutzung muss dabei im Vordergrund stehen und der Zweck muss offengelegt werden. Leider ist es aber derzeit die Regel, dass Daten für verbesserte Gesundheitsversorgung überhaupt nicht zur Verfügung stehen. Das liegt sicherlich auch daran, dass wir Deutschen zum Thema Datenschutz ein sehr ambivalentes Verhältnis haben. Während wir als Privatbürger oft bereitwillig unsere persönlichen Daten an amerikanische Technologieunternehmen weitergeben und uns an den resultierenden Produkten erfreuen, legen wir den Datenschutz bei uns sehr viel strikter aus als andere Länder. Vielleicht auch eine Erklärung dafür, dass es in Deutschland siebzehn Landesdatenschutzbeauftragte gibt, Bayern hat sogar zwei.