Austausch mit Klinikverbund 6K
Im Sommer habe ich mich mit den Geschäftsführen des 6K-Klinikverbunds Schleswig-Holstein zum Meinungsaustausch getroffen. Wir waren uns darüber einig, dass die Politik möglichst schnell an das fehlende Zielbild für die zukünftige Krankenhausstruktur in Schleswig-Holstein erinnert werden muss. Wir sind der Meinung, dass sich Planungsentscheidungen an klaren, ordnungspolitischen Rahmenvorgaben orientieren müssen. Auch wenn diese von der Bundespolitik zu erwarten sind, so sehe ich doch unsere neue Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken in der Pflicht, diese anzumahnen. Weitere Themen des gemeinsamen Austausches waren die Verbesserung der Versorgungsqualität, die Entwicklung einer dauerhaft tragfähigen Investitionsfinanzierung und die Verknüpfung der ambulanten Bedarfsplanung mit der stationären Krankenhausplanung zu einer sektorenübergreifenden Versorgungsplanung.
Bürgerentscheid zu imland-Kliniken Rendsburg/Eckernförde -
Katastrophe oder Chance?
Das Bürgerbegehren zum weitgehenden Erhalt der medizinischen Versorgung im bisher gewohnten Umfang, und das an beiden Standorten, hat die formellen Anforderungen von 9.110 Unterschriften kreisangehöriger Bürger mit mehr als 2.000 Unterschriften übertroffen. Die Kommunalaufsicht hat das Bürgerbegehren damit als zulässig eingestuft, womit es voraussichtlich Anfang November zu einem Bürgerentscheid kommen wird. Ich vermute, dass das vermeintliche Gefühl von Sicherheit, dass die bloße Anwesenheit eines Krankenhauses vor Ort bei vielen Menschen auslöst, hier die treibende Kraft ist. Warum sollte es auch in Eckernförde anders sein als in vielen anderen Regionen des Landes – selbst im Nachbarland Dänemark konnte man ähnliche Reaktionen beobachten. Sollte es wirklich dabei bleiben, dass die medizinische Versorgung im bisher gewohnten Umfang weiter aufrechterhalten wird, dann würden Fakten ignoriert und eine qualitativ schlechtere Versorgung in Kauf genommen. Dies ist leider aus den Zahlen der Vergangenheit und der Versorgungsbedarfsanalyse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Curacon ablesbar.
Das Gutachten stellte fest, dass
- der Standort Eckernförde nur eine untergeordnete Rolle für die Notfallversorgung spielt,
- der Standort Eckernförde nicht versorgungsrelevant ist – wenn es die Klinik nicht gäbe, würde man sie an dieser Stelle und mit diesem Leistungsschwerpunkt nicht errichten,
- der stationäre Versorgungsbedarf im Kreis Rendsburg-Eckernförde bis 2030 um 5,2 Prozent sinken wird – der deutlichste Fallzahlrückgang wird dabei in der Leistungsgruppe „Schwangerschaft, Geburt“ prognostiziert,
- die Klinik Eckernförde eine gynäkologische Fachabteilung mit Geburtshilfe bietet und als „Geburtsklinik“ auf der untersten von vier Stufen steht, die in der Geburtshilfe bundesweit etabliert sind – die Klinik ist also nur geeignet für die Entbindung reifer Neugeborener ohne vorhersehbare Komplikationen,
- sich derzeit schon 60 Prozent der Gebärenden für längere Fahrzeiten und andere Entbindungskliniken entscheiden,
- bereits jetzt schon ein eklatanter Personalmangel im Bereich des ärztlichen, pflegerischen und geburtshilflichen Personals vorherrscht.
Muss es erst zu weiteren kritischen Fällen im Kreißsaal kommen? Wie viele Verlegungen in umliegende, besser ausgestattete Krankenhäuser muss es noch geben? Ganz zu schweigen von den von uns allen zu zahlenden Steuergeldern, die hier für eine Infrastruktur ausgegeben werden müssten, die am zukünftigen Bedarf vorbeigeht und an anderen Standorten dringend benötigt werden (allein im letzten Jahr wurden 18 Mio. Euro für einen vermutlich dauerhaft hochdefizitären Betrieb ausgegeben).
Der Kreistag befasste sich insgesamt mit fünf verschiedenen Modellen für die Zukunft der Kliniken. Er ist auf einem guten Weg mit dem Ziel, eine Konzentration der stationären Leistungen zu erreichen und beide Standorte (Rendsburg und Eckernförde) zukunftssicher zu machen. Das sichert Fachkräfte und eine höherwertige Versorgung. Denn Studien zeigen eindeutig, dass – besonders bei komplizierten Behandlungen – mehr Fälle und damit mehr Routine zu besseren Behandlungsergebnissen führen. Dabei muss in Eckernförde nicht das Licht ausgehen. Ich habe an dieser Stelle schon mehrfach dargelegt, wie eine wohnortnahe Grundversorgung etwa im Sinne eines regionalen Versorgungszentrums aussehen könnte.
Die Region Rendsburg/Eckernförde sollte die Chance nutzen, ihre Versorgung vor Ort zukunftsfähig und sektorenübergreifend zu gestalten. Und wäre damit bestenfalls Vorbild für andere Regionen Deutschlands und kein abschreckendes Beispiel.