Der Gesundheitssektor produziert mehr Emissionen als der Flugverkehr. Er ist weltweit für knapp fünf Prozent der Treibhausgase verantwortlich. Wäre er ein Land, dann stünde er auf Platz fünf der Länder mit dem höchsten CO2-Ausstoß. Trotzdem spielt Klimaschutz im deutschen Gesundheitswesen bisher nur eine untergeordnete Rolle.
Bis zur Mitte des vergangenen Jahres hatten sich erst 46 Prozent der Organisationen im Gesundheitssektor mit dem Thema Klimaneutralität befasst. Bei weiteren 25 Prozent steht es auf der Agenda. Das geht aus der Studienreihe 'Klimaneutraler Gesundheitssektor' der Barmer und des F.A.Z.-Instituts hervor. Im Sommer 2022 wurden dazu rund 550 Akteure aus Praxen, Krankenkassen, Kliniken, Apotheken, Sanitätshäusern und der medizinischen Industrie interviewt. Demnach rechnen lediglich elf Prozent der Befragten bis zum Jahr 2030 mit einem klimaneutralen Gesundheitswesen. "Die Politik und alle Akteure im Gesundheitssektor müssen Nachhaltigkeit und Klimaschutz deutlich höher priorisieren. Wir müssen Hürden in der Gesetzgebung beseitigen und gezielt Anreize schaffen. Nachhaltigkeit sollte Grundbedingung des Verwaltungshandelns sein und im Sozialgesetzbuch verankert werden", sagt Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer in Schleswig-Holstein.
Konzepte zum Klimaschutz noch fester verankern
Laut der Nachhaltigkeitsstudie braucht der Gesundheitssektor mehr klare Strategien und Verantwortlichkeiten sowie konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz. So besitzen elf Prozent der befragten Einrichtungen eine Nachhaltigkeitsabteilung oder planen eine solche. In mehr als jedem zweiten Unternehmen ist nicht klar festgelegt, wer für Klimaneutralität zuständig ist. Als konkrete Maßnahmen in Bezug auf Klimaneutralität setzt knapp jedes zweite Unternehmen auf Recycling und nachhaltige Mobilität. Jeweils 39 Prozent achten auf energetisches Sanieren und klimafreundliche Einkaufskriterien. "Klimaschutz ist auch Gesundheitsschutz. Und er ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Aus diesen Gründen ist es wichtig zu wissen, welche Fortschritte das Gesundheitswesen hier macht. Deshalb möchte die Barmer die Nachhaltigkeitsstudie nun jährlich durchführen", so Hillebrandt.