Spielen mit der Spielekonsole und gleichzeitig etwas für die Gesundheit tun? Hamburger und Berliner Seniorinnen und Senioren haben es bereits getestet. Es hat ihnen nicht nur viel Spaß gemacht, auch die ersten wissenschaftlichen Ergebnisse des Modellprojektes stimmen positiv: „Die Untersuchung zeigte, dass die Spiele eine präventive und gesundheitsförderliche Wirksamkeit erzielen konnten. Die Stand- und Gangsicherheit der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde gestärkt, Motorik-, Ausdauer und Koordinationsfähigkeiten verbesserten sich und durch die gemeinsamen Aktivitäten konnten die sozialen Bindungen und die Kommunikation untereinander gestärkt werden“, erläutert Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer für Schleswig-Holstein. Videospiele in Alten- und Pflegeheimen seien dabei kein Widerspruch. „Menschen haben einen natürlichen Spieltrieb, in jedem Alter. Eine gute Voraussetzung auch für digitale Projekte“, ergänzt Hillebrandt.
Ausbau des Projektes
Die guten Ergebnisse aus der ersten Modellphase waren für die Barmer daher auch Anlass, das Projekt „Digitale Prävention in Pflegeeinrichtungen durch therapeutisch-computerbasierte Trainingsprogramme“ mit der MemoreBox weiter zu fördern und künftig für Bewohnerinnen und Bewohner in Pflegeeinrichtungen in allen Bundesländern einzusetzen. Bundesweit werden sich in den nächsten Monaten 100 ausgewählte Pflegeeinrichtungen, darunter fünf aus Schleswig-Holstein, an der zweiten Projektphase beteiligen. Der Startschuss in Schleswig-Holstein fiel jetzt im Rahmen einer Auftakt-Veranstaltung im DOMICIL-Seniorenzentrum Kirchhofallee in Kiel. Dort wurde die MemoreBox bereits sechs Wochenzuvor aufgestellt und konnte von den Bewohnerinnen und Bewohnern schon ausgiebig genutzt werden. Das neue Angebot wurde gut angenommen und stellt auch aus Sicht der Nutzerinnen und Nutzer eine gesundheitsfördernde Bereicherung dar.
Serious Games als Training für bessere Gesundheit
Die Spiele werden über Körperbewegungen, die von einer Spezialkamera aufgenommen werden, lebensnah gesteuert. So kann im Stehen oder Sitzen, zum Beispiel auch im Rollstuhl, gespielt werden. Zielsetzung ist, die körperlichen und geistigen Fähigkeiten von Seniorinnen und Senioren zu fördern, die gesundheitsförderlichen Rahmenbedingungen der Pflegeeinrichtungen zu stärken und die Lebensqualität für pflegebedürftige Menschen zu verbessern. „Neu sind dabei genderrelevante Aspekte, Fragen und Spiele. Damit greifen wir aktiv eine Empfehlung der Nationalen Präventionskonferenz auf“, sagt Hillebrandt. Darin heißt es, dass bei der Planung und Erbringung von Präventions- und Gesundheitsförderungsleistungen auch geschlechterbezogene Aspekte zu berücksichtigen sind.
Schirmherr ist Schleswig-Holsteins Gesundheitsminister
Dr. Heiner Garg, Minister für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein, hat die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen. „Die therapeutisch-computerbasierten Trainingsprogramme der MemoreBox sind ein Angebot aus dem Bereich der digitalen Präventionsarbeit, das zur Gesundheitsförderung beitragen kann und von Seniorinnen und Senioren gut angenommen wird. Es ist ein kleiner, aber wichtiger Baustein, Erfahrungen mit digitalen Einsatzmöglichkeiten in Pflegeeinrichtungen zu ermöglichen. Ein Ansatz, den ich begrüße“, unterstreicht der Minister die Bedeutung des Projektes und von Maßnahmen zur Gesundheitsförderung von pflegebedürftigen Seniorinnen und Senioren insgesamt.
Wissenschaftliche Entwicklung und Begleitung
Die MemoreBox wurde vom Hamburger Digital Health StartUp RetroBrain R&D entwickelt. „Der Gründungsimpuls hinter RetroBrain war für uns, Seniorinnen und Senioren in die Lage zu versetzen, gemeinsam Spaß zu haben, und sich dabei “ganz nebenbei” gesund zu halten. Dazu verbinden wir modernste Technologie mit praktischem Erfahrungswissen und dem Stand der Forschung aller relevanten Disziplinen”, sagt Manouchehr Shamsrizi, Gründer und Mitglied des Beirats von RetroBrain R&D. Die Humboldt-Universität zu Berlin, die seit 2016 die präventiven und gesundheitlichen Aspekte des Videospielens mit der Spielekonsole MemoreBox für Seniorinnen und Senioren in Berlin und Hamburg auswertet, wird auch das bundesweite Präventionsangebot der zweiten Phase wissenschaftlich begleiten. „Mit dem Ausbau des Projektes möchten wir dieses innovative Angebot im Pflegealltag weiter testen, um die Lebensqualität aller Beteiligten gesundheitsförderlich zu gestalten“, so der Barmer-Landeschef abschließend.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Beate Blättner, Studiendekanin des Fachbereichs Gesundheitsförderung an der Hochschule Fulda, war maßgeblich daran beteiligt, die Grundsätze für Präventionsmaßnahmen im Setting Pflegeeinrichtungen aufzustellen. Im Interview zeigt sie auf, wie und in welchen Bereichen die Gesundheit der Bewohnerinnen und Bewohner gezielt gefördert werden kann. Das Interview finden Sie hier.