Unverändert hoch ist in Schleswig-Holstein der Anteil Pflegebedürftiger, die vollstationär in den 670 Heimen des Landes gepflegt werden. 40,5 Prozent der Pflegebedürftigen – und damit so viele wie in keinem anderen Bundesland – werden in dieser Form versorgt. Nur 20,3 Prozent – und damit so wenige wie in keinem anderen Bundesland – werden ambulant durch Pflegedienste betreut. Die übrigen Pflegebedürftigen (39,3 Prozent) werden zu Hause ausschließlich durch Angehörige gepflegt. Die regionalen Unterschiede bei der Versorgung von pflegebedürftigen Menschen stehen im Mittelpunkt des Barmer GEK Pflegereports 2016.
Mit 49,2 Heimplätzen pro 100 Pflegebedürftige ist auch das vollstationäre Pflegeangebot in Schleswig-Holstein Spitze. Ob daher die regionalen Unterschiede angebotsinduziert sind, lässt Schleswig-Holsteins Barmer GEK Landesgeschäftsführer Thomas Wortmann jedoch offen: "Tatsächlich werden dort mehr Menschen stationär gepflegt, wo es auch mehr Pflegeheime mit entsprechenden Bettenkapazitäten gibt. Daher ist es in der Tat naheliegend, einen solchen Zusammenhang zu vermuten. Jedoch können eine Vielzahl weiterer Faktoren ebenfalls eine Rolle spielen", so Wortmann. Dazu gehörten insbesondere die Strukturen familiärer Netzwerke oder die individuelle Einkommenssituation. Nicht außer Acht gelassen werden dürfe dabei auch, dass die Heimkosten in Schleswig-Holstein eher im unteren Bereich angesiedelt sind.
Unterschiede in Städten und Kreisen
Aus den Routinedaten der Barmer GEK wurden für die Städte und Kreise des Landes die verschiedenen Pflegearrangements untersucht. Wie die Auswertungen zeigen, liegen die Anteile Pflegebedürftiger, die vollstationär in einem Pflegeheim gepflegt werden, in zwei Landkreisen deutlich unter dem Landesdurchschnitt: Im Kreis Nordfriesland um 27,6 Prozent und im Kreis Plön um 21,5 Prozent. Deutlich häufiger vollstationär gepflegt wird dagegen in Lübeck und im Kreis Stormarn. Dort liegen die Anteile der vollstationär gepflegten Menschen um 17,2 Prozent (Lübeck) und 11,7 Prozent (Stormarn) über dem Landeswert.
Ärztliche Versorgung Pflegebedürftiger
Nachdem in den vergangenen Jahren verschiedene Maßnahmen zur Verbesserung der ärztlichen und zahnärztlichen Versorgung pflegebedürftiger Personen ergriffen wurden, hat der Barmer GEK Pflegereport diesen Bereich der Versorgung untersucht. Dabei wurden die Behandlungsquoten durch Allgemeinärzte sowie durch Fachärzte für Orthopädie und Neurologie einbezogen. Für die zahnärztliche Versorgung konnten für Schleswig-Holstein mangels einer adäquaten Datenbasis keine aussagefähigen Ergebnisse ermittelt werden.
In Schleswig-Holstein wurden danach innerhalb eines Quartals im Jahr 2015 durchschnittlich 74,5 Prozent der Pflegebedürftigen durch einen Arzt für Allgemeinmedizin behandelt. Diese Behandlungsquote liegt damit etwas über dem Bundesdurchschnitt von 71,5 Prozent. Die höchste Behandlungsquote wurde mit 77,7 Prozent in Bayern festgestellt, die niedrigste mit 60,3 Prozent in Bremen. Auch innerhalb Schleswig-Holsteins gibt es unterschiedliche Behandlungsquoten durch Allgemeinärzte. Die Bandbreite reicht hier von 83,9 Prozent im Kreis Dithmarschen bis 60,9 Prozent in Neumünster. Weitere Pflegebedürftige können jedoch auch durch hausärztlich tätige Internisten betreut werden.
Im Vergleich der Bundesländer zeigen sich bei der Versorgung durch Fachärzte für Orthopädie deutliche regionale Unterschiede. So lag die Behandlungsquote in Berlin mit 22,5 Prozent am höchsten, mit 5,0 Prozent in Rheinland-Pfalz am niedrigsten. Schleswig-Holstein hat mit 6,3 Prozent die zweitniedrigste Behandlungsquote. Innerhalb des Landes werden in Kiel die meisten Pflegebedürftigen durch Orthopäden behandelt (Behandlungsquote 8,9 Prozent). Deutlich mehr Relevanz hat die Behandlung durch Nervenärzte. In den Bundesländern reichen die Behandlungsquoten hier von 20,4 Prozent in Hessen bis zu 39 Prozent in Berlin. Während die Behandlungsquote in Schleswig-Holstein 26,1 Prozent beträgt, werden in Lübeck 41,4 Prozent der Pflegebedürftigen durch Neurologen behandelt. In Nordfriesland sind es nur 13,9 Prozent.