Das Thema Nachhaltigkeit wird bei der Barmer sehr ernst genommen. Eine neue Abteilung ist Dreh- und Angelpunkt, der Lieferantenkodex ein Baustein. Basis ist die Agenda 2030 der Vereinten Nationen. Wir sprachen mit Dr. Janine Voß, Leiterin der Abteilung „Beschaffung und Nachhaltigkeit“.
Frau Voß, welche Ziele verfolgen Sie in Ihrer Abteilung?
Nachhaltigkeit wird bei der Barmer als unternehmensweite Aufgabe verstanden. In der Abteilung Beschaffung und Nachhaltigkeit werden die einzelnen Aktivitäten für eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie koordiniert und natürlich spielt Nachhaltigkeit auch bei Beschaffungen eine wichtige Rolle. Insofern passen die beiden Themen gut zusammen. Bereits bei der Spezifikation der Produkte und Dienstleistungen, die eingekauft werden sollen, werden ja schon wichtige Weichen für die Nachhaltigkeit gestellt. Umwelt und Klima stehen in engem Zusammenhang mit der Gesundheit der Menschen. Wir legen deshalb Wert darauf, dass sich unsere Lieferanten für den Umwelt- und Klimaschutz engagieren. Das geht auch aus unserem Lieferantenkodex hervor, den die Barmer im März aufgelegt hat.
Um was genau geht es in dem Kodex?
Unsere Ausschreibungen enthielten schon lange einzelne Anforderungen bezüglich Nachhaltigkeit. Nun beziehen wir mit einem umfassenden Kodex klar Stellung. Aber nicht nur der Umweltschutz spielt eine Rolle. Es geht um viel mehr: den verantwortungsvollen Umgang mit Mensch und Ressourcen. Dazu gehören beispielsweise auch der Schutz der Menschenrechte, faire Arbeitsbedingungen, Arbeitssicherheit, die Einhaltung von ethischen und moralischen Grundsätzen, von Datenschutzvorgaben und eine verantwortungsvolle Rohstoffbeschaffung, ebenso bioethische Aspekte bei Forschung und Entwicklung.
Wie reagieren Lieferanten auf die Vorgaben?
Der Kodex sorgte bei Lieferanten anfangs zwar für Unruhe, die meisten zollten der Barmer aber Respekt. Viele Unternehmen engagieren sich für Nachhaltigkeit und wünschen sich, dass dieser Aspekt bei der Bewertung von Angeboten berücksichtigt wird. Dazu müssen die Lieferanten ihre Nachhaltigkeitsleistung allerdings auch sichtbar und anhand etablierter Standards vergleichbar machen. Neben diesen Chancen ergeben sich aus einem stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit aber auch Risiken. Denn massive Verstöße haben durchaus Folgen, können im schlimmsten Fall sogar zu einer Vertragskündigung führen. Alle Punkte im Kodex sind auch Richtschnur für unser eigenes Handeln. Bei großen Unternehmen ist ein solches Werk übrigens gang und gäbe.
Bitte nennen Sie konkrete Beispiele für nachhaltige Beschaffungen
Bei unserer letzten Möbel-Ausschreibung wurden bei der Wertung beispielsweise Nachhaltigkeitskonzepte der Lieferanten berücksichtigt. Unser Werbemittelportfolio wurde unter Nachhaltigkeitsaspekten optimiert, Verpackungen reduziert und bestimmte Zertifizierungen als Anforderung definiert, wie beispielsweise der GOTS-Standard als weltweit führender Standard für die Verarbeitung von Textilien aus zertifiziert biologisch erzeugten Naturfasern. Wir unterstützen Recycling, zum Beispiel besteht ein Barmer-Handtuch aus recycelter Baumwolle und „ocean plastic”. Und auch Ökostrom-Verträge für Immobilien sind bereits geschlossen.
Vielen Dank für das Gespräch.
Kurz erklärt – „Agenda 2030“ als Basis
Alle Aktivitäten zum Thema Nachhaltigkeit fußen auf der „Agenda 2030”, die im Jahr 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurde. Darin sind 17 Ziele verankert, die sogenannten SDGs (Sustainable Development Goals; übersetzt: Ziele für eine nachhaltige Entwicklung). Sie gelten für Industrie-, Entwicklungs- und Schwellenländer. Auch Unternehmen orientieren sich daran. Die Ziele haben ökonomische, ökologische und soziale Dimensionen. Sie lauten zum Beispiel: „keine Armut” (SDG 1), „kein Hunger“ (SDG 2), „Gesundheit und Wohlergehen“ (SDG 3), „bezahlbare und saubere Energie“ (SDG7), „nachhaltige/r Konsum und Produktion“ (SDG 12), „Maßnahmen zum Klimaschutz“ (SDG13) etc.
Alle 17 Ziele: www.sdg-portal.de