Am 3. Dezember 2024 fand das diesjährige Förde-Frühstück der Barmer statt, das sich der zentralen Rolle des Medizinischen Dienstes (MD) in der deutschen Gesundheitsversorgung widmete. Dr. Andreas Krokotsch, ärztlicher Leiter des Medizinischen Dienstes Nord, erläuterte die verschiedenen Aufgaben des MD, diskutierte über den aktuellen Stand der Krankenhausreform und beantwortete Fragen einer exklusiven Runde aus Landespolitikern, Krankenhausgesellschaft und Ärzteschaft.
Die Struktur des Medizinischen Dienstes
Der Medizinische Dienst besteht aus 15 regionalen Diensten und dem Medizinischen Dienst Bund, was eine einheitliche Begutachtung auf Bundesebene ermöglicht, während regionale Besonderheiten berücksichtigt werden können.
Aufgaben und gesetzliche Grundlagen
Dr. Krokotsch erläuterte die wesentlichen Aufgaben des Medizinischen Dienstes. Krankenkassen sind demnach z. B. verpflichtet, in bestimmten gesetzlich definierten Fällen eine gutachtliche Stellungnahme des Medizinischen Dienstes einzuholen. Dies betrifft insbesondere die Prüfung von Voraussetzungen, Art und Umfang der Leistungen sowie die ordnungsgemäße Abrechnung bei Auffälligkeiten. Der MD fungiert somit als wichtiger Auftragnehmer der Krankenkassen, um die Qualität und Effizienz der Gesundheitsversorgung zu gewährleisten.
Notwendigkeit von Reformen
Ein zentrales Thema der Veranstaltung war die Notwendigkeit von Reformen im Krankenhausbereich. Neben dem Problem von zu vielen Klinikbetten bei gleichzeitig zu wenig Ergebnisqualität steht der MD vor der Herausforderung, eine bundeseinheitliche Begutachtung in allen Krankenhäusern sicherzustellen. Dies gestaltete sich aufgrund von uneindeutigen, auslegungsfähigen Strukturmerkmalen des BfArM/G-BA als Herausforderung. Um eine bundeseinheitliche Begutachtung sicherzustellen, wurden vom Medizinischen Dienst klare und einheitliche Begutachtungsleitfäden für OPS- und G-BA-Prüfungen entwickelt und veröffentlicht. Dr. Krokotsch betonte, dass uneindeutige Strukturmerkmale neutral und rein medizinisch-fachlich ausgelegt wurden, nicht zugunsten von Krankenkassen oder Krankenhäusern. Zukünftig müssen die Anforderungen für einzelne Leistungsgruppen länderübergreifend einheitlich definiert werden, um Qualitätsunterschiede zu vermeiden. Das Gesetz schließt hier Auslegungen des MD aus, daher ist bei auslegungsfähigen Qualitätskriterien von Leistungsgruppen zukünftig eine Abstimmung zwischen den Bundesländern erforderlich.
Pflegefall Soziale Pflegeversicherung
Dr. Krokotsch warnte vor den Herausforderungen, denen die Soziale Pflegeversicherung gegenübersteht. Es droht ein mehrdimensionaler demographischer Effekt. Zum einen, weil die Pflegebedürftigkeit in den nächsten acht bis zehn Jahren aufgrund der geburtenstarken Jahrgänge, die pflegebedürftig werden, zunehmen wird. Zum anderen, weil ein weiter zunehmender Fachkräftemangel droht – da auch das Pflegefachpersonal wegen des Renteneintritts geburtenstarker Jahrgänge abnimmt (ebenso bei den pflegenden Angehörigen). Darüber hinaus weist der aktuelle Barmer-Pflegereport eine längere Pflegedauer aus. Dr. Krokotsch betonte, dass es entscheidend sei, präventive Maßnahmen zu fördern, damit unsere Gesellschaft gesünder älter wird. Prävention sollte laut Krokotsch bereits im Rahmen einer Gesundheitsedukation in den Schulen beginnen. Innovative Lösungen sind gefragt, um die Herausforderungen der sozialen Pflegeversicherung zu bewältigen und die Versorgungsqualität zu erhalten.
Austausch und Zukunftsperspektiven
Das Förde-Frühstück bot eine Plattform für den Austausch über Möglichkeiten zur nachhaltigen Verbesserung der Gesundheitsversorgung in Schleswig-Holstein, insbesondere durch die Schaffung standardisierter digitaler Schnittstellen zur Prozessoptimierung.
Fazit
Die Veranstaltung verdeutlichte die Notwendigkeit der Prüfungen des Medizinischen Dienstes um sicherzustellen, dass gesetzlich Versicherte alle medizinisch notwendigen Leistungen erhalten. Während die Notwendigkeit von Reformen und Anpassungen unbestritten ist, bleibt der MD ein unverzichtbarer Bestandteil des Gesundheitssystems – im Sinne der Patientensicherheit und Qualitätssicherung.