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Blutverbrauch in Schleswig-Holstein zu hoch – Patient Blood Management vermeidet Transfusionen

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In Schleswig-Holstein ist nach Auswertungen der Barmer bei rund 100.000 Menschen ärztlicherseits eine Blutarmut (Anämie) diagnostiziert. Da die Dunkelziffer hoch ist, gehen Experten davon aus, dass tatsächlich etwa 400.000 Schleswig-Holsteiner betroffen sind. Betroffene sind bei Operationen, die häufig mit Blutverlust einhergehen, oft auf Blutkonserven angewiesen. „Der aktuelle Barmer-Krankenhausreport zeigt auf, dass Patienten, die unter einer Blutarmut leiden und vor einer planbaren Operation nicht entsprechend behandelt wurden, schlechtere Behandlungsergebnisse aufweisen. Darüber hinaus ist auch die Sterblichkeitsrate bei bestimmten Eingriffen höher“, sagt Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer in Schleswig-Holstein. Beispielsweise haben in den Jahren 2005 bis 2016 rund 67 Prozent der Patienten mit Blutarmut bei einer Bypass-Operation am Herzen eine Transfusion erhalten, ohne Blutarmut waren es lediglich 49 Prozent. Die Sterblichkeitsrate nach Bypass-Operationen liegt bei Anämie-Patienten zudem mehr als doppelt so hoch als bei Patienten ohne Blutarmut.

Patient Blood Management

Zur Verbesserung der Behandlungsqualität plädiert die Barmer für ein konsequentes Umsetzen des Konzepts 'Patient Blood Management' (PBM). Ziel des PBM ist es, mit der Ressource Blut bei der Krankenhausversorgung möglichst schonend umzugehen, Transfusionsrisiken zu minimieren und die Sicherheit und das Wohlbefinden der Patienten zu verbessern.

Diese Grafik zeigt ein Modell des Patient Blood Managements.

Patient Blood Management – Medizinisches Konzept hilft Krankenhäusern, Patienten sicherer zu behandeln

„Die Wirksamkeit des PBM-Systems beruht auf drei Säulen, der Vorbehandlung von Anämie vor planbaren chirurgischen Eingriffen, der Verminderung von Blutverlusten, z. B. durch minimalinvasive Eingriffe und dem entsprechend effizienten Einsatz von Blutkonserven“, erläutert Prof.  Dr. Matthias Grünewald, Stellvertretender Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel.

Prof. Dr. Matthias Grünewald, Stellv. Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am UKSH

Prof.  Dr. Matthias Grünewald, Stellvertretender Direktor der Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Kiel.

Bereits die Gabe einer Bluttransfusion ist mit einem mehr als doppelt so hohen Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt assoziiert. „Mit dem Konzept des PBM werden Patienten durch Stärkung körpereigener Blutreserven optimal auf Operationen vorbereitet. Transfusionen samt Risiken werden dadurch seltener. Daher sollten planbare Operationen nur noch nach einer Behandlung der Blutarmut erfolgen“, erläutert Hillebrandt.

Deutschland führt beim Blutverbrauch – Bedarf reduzieren

Obwohl der Verbrauch seit Jahren zurückgeht, wird heute in keinem anderen Land so viel Blut zu Medizinzwecken verwendet wie in Deutschland. 

Diese Grafik zeigt, dass Deutschland weltweit die größte Zahl an Transfusionen im Jahr 2015 vorweist.

Verwendung von Erythrozytenkonzentraten je 1.000 Einwohner im Jahr 2015

Allein im Jahr 2017 wurden 3,2 Millionen Blutkonserven eingesetzt. Laut Barmer Report wurden 2017 in Schleswig-Holstein rund 112.000 Bluttransfusionen aufgewendet, der Verbrauch lag bei 38,9 Einheiten je 1.000 Einwohner. Zum Vergleich: In den Niederlanden wurden 2017 insgesamt nur etwa 407.000 Blutkonserven eingesetzt. Dort lag der Verbrauch bei nur 23,8 Einheiten je 1.000 Einwohner.

Statement Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer in Schleswig-Holstein: https://youtu.be/ouoUBhn4ACw