Seit dem 01.07.2020 ist Kerstin Ganskopf neue Geschäftsführerin am Friedrich-Ebert-Krankenhaus (FEK) Neumünster. Nach einer 3-monatigen Einführungs- und Übergabephase, in der sie gemeinsam mit ihrem Vorgänger Alfred von Dollen die Geschicke des FEK leitete, ist Kerstin Ganskopf seit dem 1. Oktober alleinige Geschäftsführerin der FEK - Friedrich-Ebert-Krankenhaus Neumünster GmbH. Bis Ende Juni war Kerstin Ganskopf Geschäftsführerin des Sankt Elisabeth Krankenhaus in Eutin und ist auch ansonsten im Krankenhauswesen Schleswig-Holsteins keine Unbekannte. Ehrenamtlich ist sie seit Jahren Vorsitzende des Verbandes der Krankenhausdirektoren Schleswig-Holstein und Hamburg.
Dr. Bernd Hillebrandt besuchte Kerstin Ganskopf in Neumünster und traf eine sehr engagierte Frau, die aufgrund ihrer bisherigen Positionen und ehrenamtlichen Tätigkeit sehr genaue Vorstellungen davon hat, wie eine gute Patientenversorgung aussehen muss. Im Interview mit der STANDORTinfo erläutert sie ihre ersten Eindrücke, Erwartungen und Wünsche:
Frau Ganskopf, wie sieht Ihre erste Diagnose zum FEK kurz nach Ihrem Start aus?
Das FEK ist ein grundgesunder Organismus mit dem Herz am rechten Fleck und mit seinen 90 Jahren von ungeheurer Lebendigkeit, Agilität und Können auf Leistungssportler-Niveau.
Gibt es neben dem Neubau weitere „Baustellen“?
Das Corona-Jahr ist doch eine einzig große Baustelle, glücklicherweise nicht nur an unserem Standort, sondern durchweg für die Krankenhäuser. Als wirtschaftlich Verantwortliche auf Sicht zu fliegen und dabei auch für das kommende Jahr noch keine valide Aussage treffen zu können, ist sicher eine einmalige Erfahrung von mir und vieler meiner Kollegen. Und das ist natürlich als Neustart in einem Haus auch etwas, was man gut nach innen und außen erklären muss.
Wird es einen Strukturwandel in der schleswig-holsteinischen Krankenhauslandschaft geben?
Ich bin hoffnungsvoll genug um zu glauben, dass die Erfahrungen dieses Jahres in eine strukturelle Neubewertung aller "Player" in der Gesundheitsversorgung führen. Und leider auch zu lange in der Verantwortung für ein Krankenhaus, um zu denken, dass es revolutionäre Veränderungen geben wird. Manchmal muss der Druck einfach noch größer werden, so wie in diesem Jahr, in dem wir in einer beispiellosen Weise trägerübergreifend eine sehr enge Vernetzung gelebt und gemeinsam nach Lösungen zur Bewältigung der Pandemie gesucht und gefunden haben. Dies gilt sicher für uns Krankenhäuser gleichermaßen wie auch für die Verantwortungsträger bei den Kostenträgern und des Landes. Und was Schleswig-Holstein immer ausgezeichnet hat, ist eine sehr offene und gelebte Gesprächskultur aller Beteiligten und dies ist meines Erachtens der wichtigste Motor für alle notwendigen Erneuerungen.
Welche Erwartungen haben Sie an Politik und Krankenkassen?
Eine große Erwartung an die Politik des Landes Schleswig-Holstein ist, dass wir auch in der Gesundheitsversorgung niemals außer Acht lassen, dass wir an vielen Stellen eine andere Ausgangslage haben. Gesundheitspolitik wird mehr und mehr vom Bund bestimmt und lässt immer weniger Abweichungen zu, die wir aber in einer Flächenregion wie Schleswig-Holstein ganz dringend benötigen, um die bestmögliche Gesundheitsversorgung hinzubekommen.
Ein Beispiel: Die vom Bund jetzt beschlossene Wiedereinführung der Sanktionierung von Pflegepersonaluntergrenzen für die Intensivmedizin zum Jahresbeginn steht im Gegensatz zu einer größtmöglichen Flexibilität und Steuerung von uns Covid19-versorgenden Krankenhäusern, um trägerübergreifend Covid19-Patienten zu behandeln und die Versorgung sicher zu stellen. Wenn uns dann aber Strafzahlungen drohen, weil wir in diesen extremen Situationen nicht die Personalvorgaben für die Regelbesetzung erfüllen, dann stimmt etwas nicht.
Wo sehen Sie das FEK im Jahr 2030?
Das FEK sehe ich im Jahr 2030 mit der Sicherstellung der gesamten medizinischen Basis- und Notfallversorgung in und für Neumünster und mit ausgewählten medizinischen hochspezialisierten Leistungsbereichen und Zentren wie zum Beispiel einem Wirbelsäulenzentrum, einem Herz-Kreislaufzentrum oder mehr, für die wir auch darüber hinaus eine stadt- und auch trägerübergreifende Verantwortung übernehmen. Die Expertise unseres Hauses liegt bereits jetzt in einem sehr hohen Grad an Interdisziplinarität aller Klinikbereiche und in einer sehr ausgeprägten Zusammenarbeit. Des Weiteren würde ich mir natürlich wünschen, selbst noch an der Spitze des Hauses zu sein und diese Prozesse weiter begleiten zu dürfen, die ja niemals abgeschlossen sind. Es macht mir nämlich neben aller Herausforderung und Unsicherheit auch Freude, hier zu arbeiten und ich habe es noch keinen Tag bereut, ins FEK gekommen zu sein.
Vielen Dank für das Gespräch und auf eine gute Zusammenarbeit!