STANDORTinfo Schleswig-Holstein – Ausgabe Dezember 2023

Brustkrebslotse

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Bild Brustkrebslotse

Der Satz „Sie haben Krebs“ verändert alles. Eine Krebsdiagnose ist eine Zäsur, ein Bruch im Leben. An die Stelle des Alltags treten Krankenhausaufenthalte und Medikamente mit oft massiven Nebenwirkungen. Um Versicherte in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen, hat die Barmer im Jahr 2021 ein Pilotprojekt gestartet: den Brustkrebslotsen. 
Bis zu neun Mitarbeitende der Barmer begleiteten im Rahmen des Projektes 140 Patientinnen als persönliche Lotsinnen und Lotsen durch die Therapie. Ihre Aufgabe: Versicherten das gebündelte Fachwissen der Krankenkasse zugänglich machen. Denn so gut die Versorgung ist: sich im komplexen Gesundheitssystem zurechtzufinden, kann überfordern – vor allem angesichts einer einschneidenden Diagnose. Die Mitarbeitenden des Brustkrebslotsen bieten in dieser Situation Orientierung. Sie beraten individuell, begleiten und unterstützen in organisatorischen Fragen.
Die Themen reichen dabei von der Haushaltshilfe über die Chemotherapie und Arzneimittel bis hin zum Haarausfall und dem Bedarf an einer Perücke. Für viele Frauen, die im Berufsleben stehen, ist auch der Lohnausfall ein sensibles Thema: Zur Sorge um die eigene Gesundheit kommt die Angst vor finanziellen Einbußen.

Der Brustkrebslotse – ein Projekt, das aus dem Bedarf der Versicherten entstand

Daniel Höffner, Bereichskoordinator Entwicklung Prozesse/Struktur bei der Barmer, sagt: "Wir wollten verstehen, welche Erkrankungen innerhalb kurzer Zeit zu gleichzeitigen Anfragen in mehreren verschiedenen Fachzentren führen. Diese Information gab es zuvor nicht, denn die Zentren agieren in unterschiedlichen Fachthemen: Eines bearbeitet die Anträge für ambulante Behandlungen, also Arztbesuche. Ein anderes ist für Reha-Maßnahmen zuständig, usw. Die Entscheidung, sich mit einem Lotsenprojekt zunächst an Brustkrebspatientinnen zu wenden, fiel auch, weil wir mit knapp 60 Prozent einen hohen Anteil weiblicher Versicherter haben. Und Brustkrebs betrifft statistisch jede 8. Frau in Deutschland.“

Aus dem Pilotprojekt wurde mittlerweile ein reguläres Angebot der Barmer

Die Barmer bietet ihren Versicherten eine Begleitung ab der Brustkrebsdiagnose, während der Chemo- oder Strahlentherapie bis hin zur Nachsorge an. Lotsen für weitere Erkrankungen sind in Planung. Um welche Diagnosen es sich handeln wird, kann zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht gesagt werden. Es zeigt sich aber, dass bestimmte Krankheitsbilder das Leben der Betroffenen extrem verändern: Herzinfarkt, Krebs, Schlaganfall und Stürze zum Beispiel. Wer davon betroffen ist, benötigt vielfältige Hilfe – muss in die Arztpraxis, in die Radiologie, ins Krankenhaus, braucht einen Fahrdienst, Hilfsmittel wie Prothesen und Physiotherapie – und all das mehr oder weniger zur selben Zeit. Unterstützung ist also erforderlich.

Zahlen, Daten, Fakten rund um Brustkrebs

In Schleswig-Holstein lebten laut Morbiditäts- und Sozialatlas der Barmer im Jahr 2021 pro 1.000 Einwohnerinnen rund 28 Brustkrebspatientinnen. Am stärksten vom Mamma-Karzinom betroffen waren Schleswig-Holsteinerinnen im Alter von 70 bis 79 Jahren (80 Diagnosen je 1.000 Einwohnerinnen).

Übernahme der Untersuchungskosten zur Brustkrebsfrüherkennung:

- ab 30 Jahren: Tastuntersuchung der Brust – jährlich.

- von 50 bis 69 Jahren: Mammographie-Screening - alle zwei Jahre inkl. Einladungsverfahren.

Laut Barmer-Arztreport haben das Mammographie-Screening im Jahr 2022 lediglich 22 Prozent der Schleswig-Holsteinerinnen im Alter von 50 bis 69 Jahren in Anspruch genommen.