Die Barmer bündelt und intensiviert ihre Aktivitäten im Bereich der Versorgungsforschung und hat ein eigenes Institut für Gesundheitssystemforschung (bifg) gegründet. Das Institut verfolgt im Wesentlichen zwei Ziele: Zum einen sollen Defizite und Fehlentwicklungen in der medizinischen und pflegerischen Versorgung gezielter aufgedeckt werden. Zum anderen werden umfangreiche Datenanalysen zum Gesundheitswesen gebündelt zur Verfügung gestellt. „Unser Ziel ist es, umfassende Daten zu allen Bereichen der Gesundheitsversorgung an einer Stelle zur Verfügung zu stellen. Das bifg als Kompetenzzentrum soll Wissenslücken schließen und objektive Antworten darauf geben, wie sich die Versorgung der Versicherten verbessern lässt. Damit nimmt die Barmer aktiv Einfluss auf die Gestaltung der Gesundheitsversorgung in Deutschland“, sagt Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer in Schleswig-Holstein. Seit vielen Jahren nimmt die Barmer hier eine Vorreiterrolle ein, indem sie anonymisierte Versichertendaten für die Forschung einsetzt.
Nüchterne Daten lebendig machen
Mit seinem interaktiven Datenportal stellt das BARMER Institut für Gesundheitssystemforschung (bifg) eine zentrale Anlaufstelle für eine Vielzahl an Analysen und Fragestellungen. Das Portal stellt gebräuchliche Grunddaten und Statistiken des Gesundheitswesens zur Verfügung und wird regelmäßig um aktuelle Auswertungen ergänzt. Als Kernanliegen der Institutsarbeit sieht Hillebrandt, die nüchternen Daten des Gesundheitswesens in den Augen ihrer Betrachter lebendig und verständlicher zu machen. „Es gibt bereits heute eine sehr große Menge an Daten, in denen sich die gesundheitliche Versorgung der Menschen in Deutschland widerspiegelt. Sie werden jedoch an unterschiedlichen Stellen vorgehalten, sind mitunter sehr komplex und somit nicht immer optimal nutzbar. Das ändert sich mit dem neuen Institut der Barmer.“
Neben Grunddaten des Gesundheitswesens, etwa zur Versicherten- oder Finanzentwicklung, publiziert das bifg über die Homepage regelmäßig Sonderanalysen, deren Daten sich beispielsweise nach Diagnose, Geschlecht, Altersgruppe und Region im Zeitverlauf filtern lassen. Derzeit gibt es etwa Analysen zu Schlafstörungen oder zu Atemwegserkrankungen. Weit zurückreichende Zeitreihen und interaktive Karten machen Trends und Besonderheiten der Versorgung sichtbar.
Im Folgenden werden die vier Rubriken des bifg-Datenportals erläutert:
Strukturdaten
Unter der Rubrik Strukturdaten finden sich Daten zur deutschen Bevölkerung, zu den Versicherten der GKV und PKV, zu Leistungserbringern sowie zu den Krankenkassen. Ein Diagramm visualisiert zum Beispiel einen Vergleich der Bevölkerungsveränderung (Geburten, Wanderungssaldo, Bevölkerung) zwischen den Bundesländern, wenn die entsprechenden Filter gesetzt werden. Unter der Grafik steht eine Kurzquelle und unter Erläuterungen und Hinweise eine ausführliche Quelle sowie ergänzende Hinweise. Das Diagramm kann als Grafik und als Datentabelle im Format CSV heruntergeladen werden. Der CSV-Download enthält alle Daten der aktuellen Auswahl mit Angaben zur Quelle und einem Link zur Grafik.
Finanzdaten
Finanzberichte der Krankenkassen nach § 305 SGB V, Leistungsausgaben der Krankenkassen, Schätztableaus des GKV-Schätzerkreises sowie die Beitragseinahmen und Gesamtleistungen nach Leistungsart der Privaten Kranken- und Pflegeversicherung finden sich unter der Rubrik Finanzdaten.
Sonderanalysen
Basierend auf Routinedaten der Barmer werden unter der Rubrik Sonderanalysen aktuelle Auswertungen vorgenommen. Beispielsweise kann hier nachvollzogen werden, wie sich das Verhältnis von Voll- zu Teilzeitbeschäftigungen bei nichtärztlichem Personal in Krankenhäusern über die Jahre verändert hat. Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten hat kontinuierlich zugenommen, während der Anteil der Vollzeitbeschäftigten bis zum Jahr 2007 abgenommen hat und seitdem bei rund 500.000 Personen stagniert. Heute ist das Verhältnis von Teil- zu Vollzeitkräften fast ausgeglichen.
Medizinische Klassifikationen
Im Excel-Format lassen sich unter der Rubrik Klassifikationen verschiedene Kataloge herunterladen. ICD-10-GM ist die amtliche Klassifikation für Diagnosen in der ambulanten und stationären Versorgung in Deutschland und dient der Verschlüsselung von Diagnosen zur Darstellung der Morbidität bzw. Mortalität. Der Operationen- und Prozedurenschlüssel (OPS) ist die amtliche Klassifikation zum Verschlüsseln von Operationen, Prozeduren und allgemein medizinischen Maßnahmen. Der einheitliche Bewertungsmaßstab (EBM) ist das Vergütungssystem der vertragsärztlichen bzw. vertragspsychotherapeutischen Versorgung in Deutschland. Der Morbiditätsorientierte Risikostrukturausgleich ist der Mechanismus, mit dem die Versichertenbeiträge über den Gesundheitsfond an die Krankenkassen verteilt werden. Diagnosen (z. T. mit Arzneimitteln validiert) werden zu Morbiditätsgruppen zusammengefasst, welche zu Zuschlägen führen. In der Excel-Datei sind sowohl die Listen und Kodierregeln des BAS vorhanden, als auch spezielle Sichten, die die Zusammenhänge zwischen Diagnosen, Diagnosegruppen, Morbiditätsgruppen, Krankheiten und Hierarchien systematisch darstellen.
Beirat mit wissenschaftlicher Kompetenz
Dem wissenschaftlichen Beirat des Barmer-Instituts gehören Prof. Dr. Boris Augurzky, Prof. Dr. Wolfgang Greiner, Prof. Dr. Thomas Mansky, Prof. Dr. Leonie Sundmacher, Prof. Dr. Petra Thürmann und Prof. Dr. Jürgen Wasem an.
Das bifg im Internet: www.bifg.de