Kiel, 8. Oktober 2020 – Die Menschen im Land leiden verstärkt unter dem Zähneknirschen. „Im vergangenen Jahr wurden allein den Barmer-Versicherten in Schleswig-Holstein über 9.800 so genannte Aufbissschienen oder Aufbissbehelfe verschrieben, das waren 2,2 Prozent mehr als im Vorjahr. In den vergangenen fünf Jahren lag der Anstieg bei 15,5 Prozent“, berichtet Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer in Schleswig-Holstein. Für den Kassenchef ist das ein deutliches Warnzeichen: „Wer stark im Stress ist, beißt im wahrsten Sinne des Wortes auch nachts die Zähne zusammen und nutzt sein Gebiss stark ab.“ Ein Fall für den Zahnarzt, denn Karies, Zahnfleischbluten und Zahnausfall können die Folgen sein. Mediziner sprechen beim Zähneknirschen oder Bruxismus von der Abrasion der Kauflächen, der Abnutzung der Zahnhartsubstanz. Dies wird durch häufiges und oft unbewusstes nächtliches Zähneknirschen begünstigt.
Ursachen für Bruxismus
Bruxismus kann durch einen Fehlbiss verursacht werden, wenn die Zähne zum Beispiel keinen gleichmäßigen oder gleichzeitigen Kontakt finden. Dies kann durch Zahnlücken, Kieferfehlstellungen, zu hohe Füllungen oder schlechtsitzende Prothesen entstehen. Aber auch Stress und nervliche Anspannung gelten als Ursache für das Phänomen Zähneknirschen, das schon bei Kindern auftreten kann. Psychische Belastungen werden im Schlaf verarbeitet und durch das Knirschen abreagiert.
Kieferpressen erzeugt bis zu 100 Kilo Druck
Nächtliches Zähneknirschen oder Kieferpressen erfolgt in Phasen von bis zu 20 Minuten und mit bis zu 800 Newton Kraft – was ungefähr 100 Kilo entspricht. Zähneknirschen kann aber auch tagsüber stattfinden. „Wichtig ist vor allem, mit Stresssituationen langfristig besser umzugehen“, sagt Hillebrandt. Etwa durch ein gutes Zeitmanagement oder entsprechendes Entspannungstraining. „Anspannung gehört auch zum Alltag. Denn ein gewisses Maß an Spannung lässt uns überhaupt erst am Leben teilhaben und ist damit Voraussetzung für Erfolg, Vitalität und Zufriedenheit“, so Hillebrandt weiter. Wichtig sei jedoch, dass Anspannung und Belastungen nicht übermäßig ansteigen und vor allem regelmäßig durch Erholung ausgeglichen werden.