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Sinnvoller Umbau der Krankenhauslandschaft nötig: Planbare Operationen sollten nur in spezialisierten Kliniken erfolgen

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Kiel (06.12.2016) In Deutschland wird immer noch zu oft in wenig spezialisierten Krankenhäusern operiert. Und dies, obwohl empirisch gut belegt ist, dass sich eine größere Menge an gleichartigen Operationen und die damit verbundene größere Erfahrung des Operateurs in einer besseren Behandlungsqualität bemerkbar macht. Welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind, stand im Mittelpunkt des Barmer GEK Expertenforum Krankenhaus, zu dem sich heute in Kiel rund 40 Fachleute aus Kliniken und Politik trafen.

Grundlage der Diskussionen war der Faktencheck Gesundheit der Bertelsmann Stiftung zur Krankenhausstruktur in Deutschland. Darin wurden die Folgen der Konzentration bestimmter Leistungen in spezialisierten Krankenhäusern dargestellt und Defizite in der heutigen Struktur aufgezeigt. So wurden beispielsweise in 176 deutschen Kliniken im Jahr 2014 weniger als 30 Hüftprothesen eingesetzt, in 311 Kliniken immerhin noch weniger als 50. In 43 Kliniken wurde weniger als fünfmal im Jahr eine Prostata entfernt. Zwar gebe es für derartige Operationen keine festgelegten Mindestmengen, sie führten aber auch hier zu einer höheren Versorgungsqualität. "In der deutschen Krankenhauslandschaft hat sich die Erkenntnis, dass durch hohe Fallzahlen die Erfahrung der Mitarbeiter und damit auch die Qualität steigen, noch nicht durchgesetzt. Die Kliniken machen häufig alle alles", wie Dr. Jan Böcken, Senior Project Manager der Bertelsmann Stiftung, in seinem Vortrag ausführte.

Die Meinung vieler Menschen, nicht nur in Notfällen, sondern auch bei planbaren Eingriffen wohnortnah qualitativ hochwertig versorgt zu werden, dürfte nicht zuletzt auch diesem Umstand geschuldet sein. "Eine Spezialisierung von Kliniken ist mehr als sinnvoll und kommt vor allem den Patienten zugute. Sie kann zugleich aber auch den Krankenhäusern helfen, ihre Wirtschaftlichkeit zu verbessern – auch ohne wirtschaftlich motivierte Fallzahlerhöhungen, also medizinisch nicht notwendige Behandlungen", erklärt Schleswig-Holsteins Barmer GEK Landesgeschäftsführer Thomas Wortmann.

Wortmann forderte ein gemeinsames Handeln von Krankenhäusern, Politik und Krankenkassen. "Alle Beteiligten müssen an einem Strang ziehen, um die Qualität der Versorgung der Patienten zu verbessern. Dann können wir die Bevölkerung mitnehmen und werden auch die Argumente ankommen", ist Wortmann davon überzeugt, dass die so gelebte Qualitätsdiskussion bei den Menschen auf breite Zustimmung und Akzeptanz stoßen wird. Eine ausgewogene Flächendeckung im Bereich der Notfall- und Basisversorgung werde dabei nicht infrage gestellt. Gleichwohl müsse hier die Schnittstelle von ambulanter und stationärer Versorgung einbezogen werden. Auf Kritik stieß bei Wortmann die aktuelle Krankenhausplanung des Landes Schleswig-Holstein, die keine Ansätze für eine Neuausrichtung enthalte, sondern die vorhandenen Strukturen im Wesentlichen fortschreibe.

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