Kiel, 26. Februar 2018 – Starker Juckreiz bis hin zu blutigem Kratzen sind die Folgen einer Ansteckung mit Krätze. Eine längst vergessene Erkrankung scheint wieder auf dem Vormarsch zu sein. „Wir stellen einen erheblichen Anstieg bei den für die Behandlung von Krätze wichtigsten Arzneimittel-Wirkstoffen fest. Bei der entsprechenden Salbe stieg die Anzahl der Verordnungen in Schleswig-Holstein innerhalb eines Jahres um 70 Prozent, bei den Tabletten sogar um mehr als das Vierfache“, sagt Wolfgang Klink, Pressesprecher der Barmer in Schleswig-Holstein. Ausgewertet wurden Verordnungen mit den Wirkstoffen Permethrin und Ivermectin der Jahre 2016 und 2017. „Die Zahl der Betroffenen ist innerhalb von zwei Jahren um zwei Drittel gestiegen“, so Klink weiter. Schleswig-Holstein weit gab es im Jahr 2016 rund 7.800 Erkrankte.
Keine Frage der Hygiene
„Betroffene müssen sich nicht schämen, denn eine Ansteckung mit Krätze kann jeden treffen und hat nicht unbedingt etwas mit fehlender Hygiene zu tun“, erklärt Dr. Utta Petzold, Dermatologin bei der Barmer. „Hinzu kommt, dass die Krätze zunächst durchaus übersehen werden kann. Dann wird der von den kleinen Milben ausgelöste Juckreiz mit den Symptomen eines Hautekzems verwechselt und auch so behandelt, was wiederum die Krätze kaschiert“, so Petzold weiter.
Hohe Ansteckungsgefahr
Besonders leicht kann sich die Krätzmilbe in Kindergärten verbreiten, denn dort besteht ein enger Körperkontakt von Kindern untereinander. „Wenn die Eltern mit ihrem Nachwuchs bei ersten Beschwerden den Arzt aufsuchen, sind betroffene Kinder aber schon ansteckend und die Familien wissen noch nichts von der Infektion“, erläutert Petzold. Tritt im Kindergarten die Krätze auf, muss dies nach dem Infektionsschutzgesetz dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Die Dunkelziffer der Krankheitsfälle dürfte allerdings höher sein, da von den Meldungen eventuell befallene Familienmitglieder nicht erfasst werden.
„Krätzmilben können außerhalb des menschlichen Körpers einige Tage überleben und sich in dieser Zeit einen neuen Wirt suchen“, so Petzold. Daher rät die Expertin, Kleidung und Bettwäsche täglich zu wechseln und bei 60 Grad zu waschen. Handtücher sollten sogar zweimal täglich erneuert werden. Nicht waschbares Spielzeug sollte sieben bis 14 Tage lang luftdicht verpackt werden, am besten in einer Plastiktüte. Sinnvoll ist es außerdem, Polstermöbel und Matratzen täglich mit einem starken Staubsauger abzusaugen.