Kiel, 6. Januar 2017 – Fast jedes zweite Kleinkind muss ins Krankenhaus, wenn es an Rotaviren erkrankt. Die Barmer rät Eltern deshalb, Babys rechtzeitig impfen zu lassen. „Babys sollten schon frühzeitig, im Alter von sechs bis zwölf Wochen, eine Schluckimpfung gegen Rotaviren erhalten. Dann sind sie etwa zwei bis drei Jahre geschützt, also genau während der Zeit, in der eine Infektion besonders schwer verlaufen kann“, erklärt Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer.
Impfquote weiter erhöhen
Dass es bei der Impfquote noch Luft nach oben gibt, zeigt das aktuelle Epidemiologische Bulletin des Robert Koch-Instituts auf. Danach waren 64,3 Prozent der 2014 geborenen Kinder in Schleswig-Holstein nach 32 Wochen, wo die Immunisierung abgeschlossen sein soll, vollständig gegen Rotaviren geimpft. Rund einem Drittel der Babys fehlte somit aber der entsprechende Impfschutz. Daten der Barmer zeigen darüber hinaus, dass die Zahl der Babys/Kleinkinder, die wegen einer Rotaviren-Infektion im Krankenhaus behandelt werden mussten, nach der offiziellen Empfehlung zur Rotavirus-Impfung durch die Ständige Impfkommission beim Robert Koch-Institut von August 2013 zurück gegangen ist. Während im Jahr 2013 41 bei der Barmer in Schleswig-Holstein versicherte Babys/Kleinkinder bis zwei Jahre deswegen stationär im Krankenhaus behandelt werden mussten, ging die Zahl im Jahr 2014 auf elf, 2015 auf acht zurück. Vor diesem Hintergrund ist es wünschenswert, die Impfquote weiter zu erhöhen, um noch mehr Kinder vor den gefährlichen Viren zu schützen.
Gefährlicher Flüssigkeitsverlust
Gefährlich ist die Erkrankung vor allem deswegen, weil sich die Symptome nach einer Inkubationszeit von ein bis drei Tagen sehr heftig und schlagartig zeigen und die Kinder in dieser Zeit viel Flüssigkeit verlieren. „Meist beginnt eine Rotaviren-Erkrankung mit Fieber und Erbrechen, danach kann es für etwa drei bis fünf Tage zu wässrigen Durchfällen kommen. Häufige Begleiterscheinungen sind auch Müdigkeit, Appetitlosigkeit und Bauchschmerzen“, so Marschall. Durch den starken Flüssigkeitsverlust droht sogar eine lebensbedrohliche Austrocknung. Diese kann durch Trinken nur schwer ausgeglichen werden, da die aufgenommene Flüssigkeit meist wieder erbrochen wird. Eine Aufnahme ins Krankenhaus ist deshalb häufig unumgänglich.
Kalte Jahreszeit begünstigt Ansteckung
Säuglinge sind besonders anfällig für Magen-Darm-Infektionen, weil ihr Immunsystem sich erst noch entwickeln muss. Begünstigt wird die Ansteckung außerdem dadurch, dass sich Eltern mit ihren Kindern während der kalten Jahreszeit überwiegend in stark geheizten Räumen aufhalten, in denen trockene Luft herrscht. Dies sind Bedingungen, unter denen Viren besonders gut existieren können. Rotaviren sind extrem infektiös, schon zehn bis 100 Viruspartikel genügen, um eine Erkrankung auszulösen. Außerdem sind sie sehr widerstandsfähig, selbst gründliches Händewaschen und Desinfizieren können eine Ansteckung mit Rotaviren nicht vollständig verhindern.