Kiel, 20. Februar 2023 – In Schleswig-Holstein gibt es immer mehr Physiotherapie-Praxen. Ihre Zahl stieg zwischen den Jahren 2018 und 2021 von rund 1.300 auf etwa 1.470. Das entspricht einem Plus von 13 Prozent, wie aus dem Barmer-Heilmittelreport 2022 hervorgeht. „In den letzten Jahren haben sich die Vergütungen der Krankenkassen für die Physiotherapie deutlich erhöht. Das hat zu einem Niederlassungsboom geführt. Die Selbstständigkeit als Physiotherapeutin oder Physiotherapeut erscheint attraktiver als die Anstellung in einer Praxis“, sagt Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer in Schleswig-Holstein. Versicherte hätten damit mehr Möglichkeiten, eine geeignete Physiotherapiepraxis zu finden. Das sei aber nur ein Schritt hin zu einem besseren Zugang zur Versorgung. Die Attraktivität des Berufsbildes hänge auch von einem angemessenen Einkommen für angestellte Physiotherapeuten ab.
Arbeitsmenge je Praxis sinkt
Eine Ursache des Trends zur Niederlassung könne sein, dass Selbstständige in vollem Umfang von Vergütungserhöhungen profitierten, die bundesweit über 100.000 angestellten Physiotherapeuten nur zur Hälfte. Deren Zahl sei in den Jahren 2018 bis 2021 um gut zehn Prozent gestiegen. Da die Menge der Verordnungen nahezu gleichgeblieben sei, habe sich für die wachsende Zahl der Praxen die Arbeitsmenge im Schnitt um sechs Prozent reduziert. Die Anzahl der abgerechneten Verordnungen je Praxis entwickelte sich in Schleswig-Holstein von 9.570 im Jahr 2018 auf 8.991 Verordnungen im Jahr 2021.
Regional unterschiedliche Versorgungsrelation
Laut dem Heilmittelreport ändern die steigenden Praxiszahlen nichts an den spürbaren regionalen Unterschieden in der Versorgung mit physiotherapeutischen Leistungen wie Krankengymnastik oder Lymphdrainage. So betreute eine Praxis in Sachsen-Anhalt im Jahr 2021 durchschnittlich 390 Patientinnen und Patienten, im Saarland waren es 243. Schleswig-Holstein liegt mit 313 Patientinnen und Patienten ziemlich genau dazwischen und damit unter dem Bundesdurchschnitt von 329. Drei Jahre zuvor wurden in schleswig-holsteinischen physiotherapeutischen Praxen durchschnittlich noch 374 Patienten betreut – mehr als 2021 und damals ebenfalls unter dem Bundesdurchschnitt von 390.