Kiel, 3. Juli 2023 – Bei Kindern in Schleswig-Holstein zeigen sich immer häufiger Störungen beim Spracherwerb sowie Defizite bei der motorischen Koordination. Das belegen Daten im aktuellen Barmer-Kinderatlas. Demnach wurde bei 13,4 Prozent der Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren im Jahr 2021 eine sogenannte Entwicklungsstörung des Sprechens und der Sprache diagnostiziert. Das entspricht rund 24.500 Mädchen und Jungen im Land. Im Jahr 2006 waren mit rund 17.000 Sechs- bis Zwölfjährigen knapp ein Drittel weniger Heranwachsenden von einer Sprachstörung betroffen. „Die Zahl der Kinder mit Defiziten beim Sprechen liegt auf einem hohen Niveau. Störungen beim Spracherwerb gehören mit zu den häufigsten Diagnosen bei Heranwach-senden“, sagt Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer in Schleswig-Holstein. Zu den Sprech- und Sprachstörungen zählten etwa ein begrenztes Vokabular, Schwierigkeiten in der Satzbildung und bei der Grammatik sowie Probleme in der Ausdrucksfähigkeit und bei der Lautbildung. Umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache zögen oft sekundäre Folgen nach sich, wie Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben, Störungen im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen, im emotionalen und Verhaltensbereich. „Kinder erlernen Sprache durch Nachahmen. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern viel mit ihrem Kind kommunizieren und Medienkonsum begrenzen“, empfiehlt Hillebrandt.
Weder Hampelmann noch Purzelbaum
Auch der Anteil an Kindern mit motorischen Entwicklungsstörungen hat laut Auswertung im Barmer-Kinderatlas deutlich zugenommen: Während im Jahr 2006 noch bei 7.900 der Sechs- bis Zwölfjährigen in Schleswig-Holstein Defizite in der motorischen Koordination festgestellt wurden, waren es im Jahr 2021 mit rund 9.700 Kindern über 22 Prozent mehr. Die Diagnoserate liegt in der Altersgruppe bei 5,3 Prozent. Zu den Ursachen für den Anstieg der motorischen Entwicklungsstörungen zählt auch der zunehmende Bewegungsmangel unter Heranwachsenden. „Viele Kinder können heute weder Hampelmann noch Purzelbaum. Dabei sind gut entwickelte, motorisch koordinative Fähigkeiten wichtig für Schule und Alltag“, sagt Bernd Hillebrandt. Eltern sollten deshalb ihre Kinder schon von klein auf zu vielfältigen fein- und grobmotorischen Bewegungsabläufen motivieren. Sollte auffallen, dass Kinder schlecht das Gleichgewicht halten, oft Sachen fallen lassen oder im Vergleich zu Gleichaltrigen tollpatschig wirken, könnten Eltern das Gespräch mit Kinderärztin oder Kinderarzt suchen.
Kontinuierlicher Aufwärtstrend bei Entwicklungsstörungen
Inwieweit die Corona-Pandemie Defizite beim Spracherwerb und der motorischen Koordination noch verstärkt hat, ist derzeit noch nicht absehbar. So ist die Zahl der Kinder mit Sprachentwicklungs- oder motorischen Störungen vom Jahr 2019 zum Jahr 2021 jeweils um knapp ein Prozent angestiegen. „Wir sehen in den Daten einen kontinuierlichen Aufwärtstrend bei den Entwicklungsstörungen. Allerdings ist bisher kein überproportionaler Anstieg in Zeiten der Lockdowns auszumachen“, sagt Barmer-Landeschef Hillebrandt. In wieweit die Einschränkungen während der Pandemie auch Auswirkungen auf diese Entwicklungsstörungen haben werden, ist Gegenstand weiterer Forschungen. „Es ist wichtig, dass wir jetzt ein besonderes Augenmerk auf die gesunde Entwicklung aller Kinder legen“, so Hillebrandt. Die qualitativ hochwertige medizinische Versorgung von Heranwachsenden stehe deshalb auch im Fokus des Barmer Kinder- und Jugendprogramms. Teilnehmende Familien profitierten unter anderem von zusätzlichen Früherkennungsuntersuchungen, kürzeren Wartezeiten beim Arztbesuch sowie einer Beratung der Eltern zu vielen Gesundheitsthemen.
Service für Redaktionen
Mehr zum Barmer Kinder- und Jugendprogramm: www.barmer.de/a000068