Kiel, 30. Juli 2020 – Eine Einschränkung oder gar der Verlust des Geruchssinns hat erhebliche Auswirkungen für die Betroffenen. Nicht nur, dass den Sinnen angenehme Düfte entgehen. Der Geruchssinn ist auch ein Alarmsystem und warnt Menschen vor verdorbenen Speisen oder giftigen Dämpfen. Nach Hochrechnungen der Barmer diagnostizierten Ärzte im vergangenen Jahr bei etwa 5.500 Menschen in Schleswig-Holstein eine Geschmacks- oder Geruchsstörung. Gegenüber den betroffenen Männern (rund 2.100) sind 60 Prozent mehr Frauen (rund 3.400) betroffen. „Wer den Eindruck hat, nicht richtig riechen zu können, muss sich nicht zwangsläufig damit abfinden. Je nach Diagnose gibt es Therapiemöglichkeiten“, erklärt Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer in Schleswig-Holstein.
Ursachen diagnostizieren
Die Ursachen für eine Beeinträchtigung des Geruchssinns sind vielfältig. Sie reichen von einem Schnupfen bis hin zu Erkrankungen wie Diabetes, Schilddrüsenunterfunktion oder Multiple Sklerose. Um der genauen Ursache und dem Ausmaß der Störung auf die Spur zu kommen, können sogenannte Riechprüfungen mit verschiedenen Geruchsstoffen, aber auch MRT-Aufnahmen und Hirnstrommessungen durchgeführt werden. „Wenn die Ursache für eine Geruchsstörung zum Beispiel bei einer chronischen Entzündung der Nase und Nasennebenhöhlen liegt, sind die Heilungschancen gut. Wenn hingegen ein Schädel-Hirn-Trauma oder schlicht das hohe Alter hinter der Sinnesstörung liegt, sind die Prognosen weniger gut“, so Hillebrandt.
Psychische Aspekte des Geruchs- und Geschmacksvermögens
Eine Einschränkung des Geruchssinns sollte auch deshalb ernst genommen werden, weil er komplexe Reaktionen im Unterbewusstsein auslöst. „Erinnerungen sind häufig mit bestimmten Gerüchen verknüpft. Können diese nicht mehr wahrgenommen werden, kann das Gehirn auch die entsprechenden Erinnerungen schwerer abrufen“, sagt Hillebrandt. Auch bei zwischenmenschlichen Beziehungen spielt der Geruchssinn unterbewusst eine wichtige Rolle. Mit einer Störung des Riechvermögens geht oft auch ein eingeschränkter Geschmackssinn einher. Dieser kann von Appetitlosigkeit bis hin zu Essensverweigerung und Depressionen führen.