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Essstörungen am meisten im Norden

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Kiel, 7. Mai 2024 – Schleswig-Holstein ist bundesweit das Flächenland mit den meisten Essstörungen: Ob Bulimie (Ess-Brech-Sucht), Anorexie (Magersucht) oder Essattacken – lediglich in den Stadtstaaten Hamburg, Bremen und Berlin waren im Zeitraum der Jahre 2018 bis 2021 in Deutschland mehr Menschen betroffen. Das zeigt der Morbiditäts- und Sozialatlas des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg). Im Jahr 2021 diagnostizierten Ärztinnen und Ärzte eine derartige Erkrankung bei durchschnittlich 522 von 100.000 Einwohnerinnen und Einwohnern Schleswig-Holsteins. Bundesweit lag der Schnitt mit 430 je 100.000 Einwohnern deutlich niedriger. Den Zahlen zufolge leiden mehrheitlich Frauen unter Essstörungen. Mit 850 Fällen je 100.000 Einwohnerinnen waren sie mehr als 4,5 Mal so häufig betroffen wie Männer mit 186 je 100.000 Einwohner. Höchststände gibt es bei jungen Frauen im Alter von 18 bis 29 Jahren sowie bei Männern von 40 bis 59 Jahren. „Gerade bei Essstörungen wie Bulimie oder Magersucht müssen wir zusätzlich von einer hohen Dunkelziffer ausgehen. Insbesondere Männer haben eine höhere Hemmschwelle, sich eine als 'weiblich‘ angesehene Krankheit einzugestehen und Hilfe zu suchen“, sagt Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer in Schleswig-Holstein. Das trage dazu bei, dass Ärzte Essstörungen bei Männern seltener diagnostizierten.

Die Sucht, wenig zu essen, kann tödlich enden

Essstörungen haben meist nicht nur einen Auslöser. Magersucht, Bulimie, aber auch Essanfälle sind psychosomatische Erkrankungen und haben einen Suchtcharakter. Von allen Menschen, die an Essstörungen leiden, ist mehr als die Hälfte zugleich von der Begleiterkrankung Depression betroffen. Dies zeigt, dass seelische Probleme zu körperlichen Auswirkungen bis hin zu Schädigungen führen können. Dabei sind Essstörungen jeglicher Art den Betroffenen oft nicht unbedingt anzusehen, insbesondere im Anfangsstadium. Ist ihr Verhalten bei einer Essstörung zwanghaft geworden, haben Betroffene keine Kontrolle mehr darüber. Nimmt der Körper mit der Nahrung zu wenig Energie, Nährstoffe und Vitamine auf, kann dies schwere Folgen haben, beispielsweise verminderte Knochendichte, Haarausfall, niedrigen Blutdruck, Ausfall der Regelblutung oder Potenzprobleme. Häufiges Erbrechen kann zu Zahnschäden, einem gestörten Elektrolyt- und Wasserhaushalt sowie gestörter Nierenfunktion führen. Diese Odyssee kann jahrelang oder auch ein Leben lang andauern. „Die Folgen von Essstörungen sind oft schwerwiegende Krankheitsverläufe, die sogar lebensbedrohlich sein können“, sagt Hillebrandt.

Veränderungen im Essverhalten rechtzeitig erkennen und handeln

Die Gründe für Essstörungen sind individuell und vielfältig, daher ist ein frühzeitiges Erkennen und Vorbeugen wichtig. In Bezug auf das Essen an sich können Eltern Einfluss nehmen, indem sie eine förderliche Esskultur vorleben und Vorbilder sind. „Werden beispielsweise Speisen in der Familie gemeinsam zubereitet und gegessen und wird dabei auch Rücksicht auf die Vorlieben des Einzelnen genommen, stärkt das die Identitätsentwicklung und das Selbstbewusstsein von Heranwachsenden“, sagt Hillebrandt. Außerdem böten gerade diese gemeinsamen Aktivitäten Raum für Gespräche über verschiedene Alltagsthemen. Wenn dann auch ein Austausch über die Zutaten, Herstellung und Herkunft von Speisen dazukomme, könne manchem Werbetrick großer Lebensmittelhersteller Paroli geboten, aber auch über die eigene Körperwahrnehmung diskutiert werden. „Für ein selbstbestimmtes Essverhalten im Erwachsenenalter spielen Vorbildwirkung und das Vermitteln von Wissen eine entscheidende Rolle. Genauso wichtig ist es aber, auch negative Veränderungen im Essverhalten rechtzeitig zu erkennen und zu handeln“, so Hillebrandt. Würden starke Gewichtsveränderungen bei Betroffenen bemerkt, sollte über Hilfsangebote informiert werden. Neben der Arztpraxis erhalten Betroffene, nahestehende Personen und Interessierte auch hier Beratung und Unterstützung:

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