Kiel, 12. August 2020 – Viele Kinder in Schleswig-Holstein werden dieses Jahr vermutlich ohne ausreichenden Impfschutz eingeschult. Davon geht die Barmer aus. Wegen der Corona-Pandemie sind in Schleswig-Holstein die Schuleingangsuntersuchungen zum großen Teil ausgefallen und auch viele der vorsorglichen U-Untersuchungen in den Kinderarztpraxen konnten nicht wahrgenommen werden. Somit dürfte bei vielen Kindern versäumt worden sein, den Impfstatus zu überprüfen und entsprechend nachzuimpfen. „Schon in den vergangenen Jahren wurde bei Kindern im einschulungsfähigen Alter bei keiner der 13 wichtigsten Infektionskrankheiten ein Durchimpfungsgrad von 90 Prozent erreicht“, sagt Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer in Schleswig-Holstein, und stützt sich dabei auf den Arzneimittelreport 2019.
Folgen der Impfträgheit
Hohe Impfquoten seien nötig, um eine ausreichende Immunität unter Kindern herzustellen und Krankheiten auszurotten. Außerdem müssten Eltern daran erinnert werden, welch unkalkulierbare Risiken Impflücken mit sich brächten. „Schon ein aufgeschlagenes Knie oder blutiger Kratzer reichen für eine Tetanusinfektion. Ohne Impfung drohen schmerzhafte und langanhaltende Muskelkrämpfe. Unbehandelt verläuft Tetanus tödlich“, warnt Hillebrandt. In Schleswig-Holstein seien lediglich 81,6 Prozent der im Jahr 2015 Geborenen innerhalb der ersten beiden Lebensjahre gegen Tetanus geimpft worden. Im ähnlichen Bereich lägen die Impfquoten in dieser Altersgruppe bei Masern, Mumps und Röteln (rund 83,4 Prozent), bei Varizellen, die Windpocken und Gürtelrose auslösten (80,5 Prozent), und bei Pneumokokken, die Hinhaut-, Lungen-, und Mittelohrentzündungen verursachten (82,7 Prozent). Laut Barmer haben zweieinhalb Prozent der Kinder, die im Jahr 2011 in Schleswig-Holstein geboren wurden, bis zu ihrem sechsten Lebensjahr überhaupt keine Impfung erhalten. Hillebrandt rät Eltern, sich beim Kinderarzt über den Impfschutz beraten und die empfohlenen Impfungen bei ihren Kindern durchführen zu lassen.
RKI moniert Impf-Defizite
Auch das Robert Koch-Institut (RKI) stellt in seinem aktuellen epidemiologischen Bulletin Defizite beim Impfstatus von Kindern fest. Demnach würden Impfungen später durchgeführt als empfohlen und Impfserien nicht zeitgerecht abgeschlossen.