Neustadt/Holstein, 30. April 2019 – Angebote zur betrieblichen Gesundheitsförderung leisten einen unverzichtbaren Beitrag für die Gesundheit von Beschäftigten und die Begleitung von Unternehmen auf ihrem Weg zum „Gesunden Unternehmen“. Darum hat die Barmer gemeinsam mit fünf weiteren Krankenkassen und der AMEOS Krankenhausgesellschaft Holstein mbH (AMEOS) unter der Leitung der Landesstelle für Suchtfragen Schleswig-Holstein e.V.(LSSH) ein Projekt zur Vermeidung von riskantem Suchtmittelkonsum von Pflegekräften entwickelt. Das Projekt „Pflege - aber klar!“ ist bundesweit bisher einmalig und wird im Rahmen des Präventionsgesetzes und dem in Kraft getretenen Pflegepersonalstärkungsgesetz gefördert. Ziel ist es, einen möglichen Suchtmittelkonsum bei Mitarbeitenden zu vermeiden, indem Risikofaktoren identifiziert und der gesundheitsbewusste Umgang mit suchtauslösenden Situationen geübt wird.
Eine Sucht entwickelt sich nicht plötzlich. Sie entsteht über einen längeren Zeitraum, in dem ein anfangs schädlicher Gebrauch in einen Missbrauch übergeht, den Betroffene nicht mehr kontrollieren können. Das Projekt soll den bestmöglichen Schutz vor einer solchen Entwicklung sicherstellen. „Durch den möglichen Umgang von Pflegekräften mit potentiellen Suchtstoffen, zum Beispiel mit Schmerzmitteln und Amphetaminen, ist ein Missbrauch in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen verhältnismäßig leicht möglich. Daneben zählen zum Beispiel die anhaltend hohe Arbeitsbelastung, Störungen der Inneren Uhr und Schichtdienst zu weiteren Risikofaktoren für unsere Mitarbeitenden“, so der AMEOS Krankenhausdirektor Andreas Tüting. „Ein gesunder Ausgleich zum beruflichen Stress wird im Alltag immer schwerer, da der Dienstplan oft soziale Kontakte, feste Trainingszeiten oder langfristige Verabredungen schwierig macht. In einer solchen Situation ist der Griff - trotz besseren fachlichen Wissens - zu verschiedenen Suchtmitteln eine vermeintlich einfache Lösung. Und genau hier setzt unser Projekt an“, bestätigt Björn Malchow von der LSSH.
„Wir haben uns viel vorgenommen“, sagt auch Heike Thomsen, Beraterin Firmengesundheit bei der Barmer in Schleswig-Holstein. „Denn wir kämpfen gegen den demographischen Trend – mehr alte und kranke Menschen bedeuten noch größeren Personalmangel in der Pflege. Aber gerade deshalb lohnt sich das Projekt auch: Wenn wir gemeinsam gesündere Strukturen und eine höhere Sensibilität der Beschäftigten erreichen, können wir einen gefährlichen Teufelskreis durchbrechen. Und da durch gesündere Beschäftigte auch deren Leistungsfähigkeit steigt, helfen wir indirekt mit jedem Pflegenden mindestens zehn Patienten“, so Thomsen weiter.
Neben der Barmer beteiligen sich die AOK Nordwest, BKK Mobil Oil, KKH, Novitas BKK und Techniker Krankenkasse an dem Projekt.