Kiel, 2. Juni 2020 – Im Jahr 2018 konnten erstmals alle gesetzlich versicherten Männer ab 65 Jahren das Ultraschallscreening auf Bauchaortenaneurysmen nutzen. Diese Untersuchung kann seitdem einmalig bei Männern ab einem Alter von 65 Jahren als Früherkennungsuntersuchung durchgeführt werden. Wie Auswertungen der Barmer zeigen, ließen sich im ersten Jahr knapp 20 Prozent aller schleswig-holsteinischen Männer ab 65 Jahren untersuchen. Weitere 8,5 Prozent kamen in den ersten drei Quartalen des Jahres 2019 hinzu. „Die Zahlen belegen, dass bislang nur jeder vierte männliche Versicherte ab 65 in Schleswig-Holstein das Ultraschallscreening der Bauchaorta in Anspruch genommen hat. Um die gravierenden Folgen eines Risses der Bauchaorta zu vermeiden, würde ich mir eine deutlich höhere Inanspruchnahme dieser Früherkennungsuntersuchung wünschen“, sagt Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer in Schleswig-Holstein.
Risiko steigt für Männer im fortgeschrittenen Alter
Aneurysmen werden bei Männern deutlich häufiger diagnostiziert als bei Frauen. Männer über 65 Jahre sind dabei besonders gefährdet, dass sich ihre Bauchaorta an einer Stelle deutlich dehnt und eine Ausbuchtung bildet. Wenn sie zudem Rauchen, zu hohen Blutdruck oder erhöhte Blutfette haben, nimmt das Risiko für ein Bauchaortenaneurysma zu. „Ein Bauchaortenaneurysma verursacht häufig keinerlei Beschwerden und kann daher unbemerkt bleiben. Wenn sich die Bauchschlagader aber zu sehr dehnt, kann sie in seltenen Fällen ohne Vorwarnung reißen. Weil dann viel Blut in den Bauchraum fließt, ist das lebensbedrohlich“, unterstreicht Barmer-Landeschef Hillebrandt die Bedeutung der Früherkennung per Ultraschallscreening.
Erfahrung und Kompetenz kann Leben retten
„Die Versorgung von Patienten mit einer planbaren Operation an der Bauchschlagader muss besser werden. In Schleswig-Holstein haben 2018 40 Kliniken Operationen an der Bauchaorta durchgeführt. Mehr als die Hälfte davon weniger als zehn Mal im Jahr. Künftig sollten die Eingriffe nur noch in zertifizierten Gefäßzentren oder Kliniken mit einer hohen Fallzahl erfolgen. Denn für diesen anspruchsvollen Eingriff sind Erfahrung und Routine nötig. Je häufiger ein Operateur einen Eingriff durchführt, umso mehr Erfahrung und Kompetenz besitzt er und kann Leben retten. Daher wäre die Einführung von Mindestmengen pro Standort und Operateur sinnvoll“, sagt Hillebrandt.