Kiel (12.04.2016) In Deutschland leiden etwa 3,25 Millionen Menschen an chronischem Schmerz ohne direkten Bezug auf ein Organ, davon rund 100.000 in Schleswig-Holstein. Dies berichtet der Barmer GEK Arztreport 2016 und zeigt auf, dass die Diagnosen in Deutschland regional sehr unterschiedlich dokumentiert werden. Am häufigsten sind mit 5,79 Prozent die Menschen im Bundesland Brandenburg betroffen. Die geringste Rate wurde in Bremen mit 2,94 Prozent dokumentiert. Schleswig-Holstein liegt mit einer Diagnoserate von 3,59 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt, der 4,02 Prozent beträgt. Niedrigere Raten wurden nur in Baden-Württemberg (3,49 Prozent), Nordrhein-Westfalen (3,46 Prozent), Hamburg (3,07 Prozent) und Bremen (2,94 Prozent) ermittelt.
Auch innerhalb Schleswig-Holsteins ist die Zahl von Schmerzpatienten unterschiedlich hoch. Während im Kreis Steinburg mit 4,49 Prozent und in Flensburg mit 4,18 Prozent die höchsten Diagnoseraten dokumentiert wurden, lagen die niedrigsten Werte mit 2,93 Prozent der Bevölkerung in Neumünster und 2,98 Prozent im Kreis Pinneberg deutlich darunter.
Frauen deutlich häufiger betroffen
Chronische Schmerzen werden in allen Altersgruppen deutlich häufiger bei Frauen dokumentiert, wobei die Zahl der Betroffenen mit dem Alter ansteigt. Bundesweit waren in der Gruppe der über 80-Jährigen im Jahr 2014 etwa 9,3 Prozent der Männer und 15,2 Prozent der Frauen betroffen. Bei den über 90-Jährigen lag die Diagnoserate bei etwa zehn Prozent der Männer und knapp 16 Prozent der Frauen.
Schmerztherapie in der ambulanten Versorgung
Um Behandlungen für chronisch schmerzkranke Patienten in Sinne der geltenden Schmerztherapie-Vereinbarung erbringen und mit den Krankenkassen abrechnen zu können, bedarf einer besonderen Genehmigung für qualifizierte Ärzte. Von den dafür zugelassenen Ärzten verschiedener Fachgruppen wurde in Schleswig-Holstein im Jahr 2014 für 567 je 100.000 Menschen die „Grundpauschale schmerztherapeutischer Patient“ abgerechnet. Nur in Niedersachsen waren es mit 402 je 100.000 weniger. Die meisten Abrechnungs-/Betroffenenfälle wurden in Mecklenburg-Vorpommern (1.357 je 100.000 Menschen) verzeichnet.
Vor diesem Hintergrund bezeichnet Schleswig-Holsteins Barmer GEK Landesgeschäftsführer Thomas Wortmann das zwischen Krankenkassen und Kassenärztlicher Vereinigung Schleswig-Holstein vereinbarte Konzept zur Sicherstellung der Versorgung von Schmerzpatienten als Richtung weisend: "Frei werdende Arztsitze eines Schmerztherapeuten gezielt mit Ärzten zu besetzen, die ebenfalls an der Schmerztherapie-Vereinbarung teilnehmen, ist eine wichtige Ergänzung der Bedarfsplanung. Es ist zugleich eine wichtige Voraussetzung dafür, die flächendeckende Versorgung dauerhaft sicherzustellen. Angesichts der Zunahme von Schmerzpatienten ist auch die regelmäßige Überprüfung der Versorgungssituation ein bedeutender Aspekt.