Kiel, 15. September 2022 – Sieben von zehn stationär aufgenommenen Patienten mit mehr als fünf Arzneimitteln in Dauertherapie verfügen nicht über den bundeseinheitlichen Medikationsplan. Jeder dritte Medikationsplan ist zudem unvollständig. Nur jeder zweite Patient kann bei Krankenhausaufnahme Unterlagen zur Vorbehandlung vorlegen. Das ist das Ergebnis einer Barmer-Auswertung. „Zu neuen Patienten im Krankenhaus fehlen häufig Angaben zur Behandlung von Krankheiten und dazu verordneten Arzneimitteln. Gerade bei mehreren Erkrankungen und einer Versorgung durch verschiedene Ärztinnen und Ärzte steigt das Risiko für gesundheitsgefährdende Fehler“, sagt Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer in Schleswig-Holstein. Anlässlich des Welttags der Patientensicherheit am 17. September weise die Barmer daher auf das vom Gemeinsamen Bundesausschuss geförderte Projekt TOP hin. Die Abkürzung stehe für „Transsektorale Optimierung der Patientensicherheit“. Das Projekt habe das Ziel, Informationsdefizite zu vermeiden und die Arzneimitteltherapiesicherheit zu verbessern. Patientinnen und Patienten sollen vor Schaden aufgrund unzureichend abgestimmter Wirkstoffkombinationen geschützt werden, indem Informationslücken auf digitalem Weg geschlossen werden.
Mehr Informationen machen Therapie sicherer
Das Projekt ermögliche, alles Wichtige zur medizinischen Vorgeschichte aus Routinedaten der Krankenkasse ohne Zeitverzug den behandelnden Ärzten zu übermitteln. Neben einer Liste aller verordneten Arzneimittel werde der Arzt durch eine Software auf Risiken der Arzneitherapie hingewiesen. „In der ambulanten Versorgung werden 1.860 Wirkstoffe in 445.000 Kombinationen verordnet. Diese Vielfalt kann kein Arzt ohne elektronische Unterstützung beurteilen“, sagt Dr. Hillebrandt. TOP erhöhe die Sicherheit für Patienten, die mehrere Arzneimittel einnehmen. „Die niedergelassenen Ärzte erhalten alles zur aktuellen Medikation, insbesondere die Begründungen zu den im Krankenhaus veranlassten Umstellungen. Die Patienten bekommen einen vollständigen und aktuellen Medikationsplan und Hinweise, die die Anwendung ihrer Medikamente erleichtern und sicherer machen“, so Hillebrandt weiter. TOP sei Teil der Gesamtstrategie der Barmer für mehr Sicherheit bei der Arzneimitteltherapie und werde bereits in bundesweit 14 Kliniken praktisch erprobt.