Kiel, 3. November 2023 – Die Gefahr einer Suchterkrankung ist für Beschäftigte in der Gastronomie und in Beherbergungsbetrieben besonders hoch. Das geht aus dem Morbiditäts- und Sozialatlas des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor. Demnach lag die Rate für eine Suchterkrankung im Zusammenhang mit Alkohol, Drogen oder Medikamenten in den genannten Branchen des Gastgewerbes in Schleswig-Holstein im Jahr 2021 bei 175 Fällen pro 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Dahinter folgen Beschäftigte des Bereichs Bergbau, Energie- und Wasserversorgung, Entsorgung und Baugewerbe mit rund 160 Fällen. Am geringsten ist das Risiko einer Abhängigkeit in Schleswig-Holstein in Berufen für Erziehung und Unterricht mit rund 107 Fällen. „Sucht ist keine Willens- oder Charakterschwäche, sondern eine chronische Krankheit, die jede und jeden treffen kann. Eine Chronifizierung kann aber verhindert werden, wenn Suchtkranke so früh wie möglich Hilfe bei Ärzten suchen. Beratung und Therapie können dann am ehesten greifen“, sagt Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer in Schleswig-Holstein.
Abhängigkeit hat viele verschiedene Ursachen
Abhängigkeit habe viele Ursachen und Ausprägungen. In der Regel entstehe sie durch das Zusammenwirken verschiedener biologischer, psychologischer, psychotraumatologischer und sozialer Faktoren. Die BARMER kläre deshalb umfassend über Risiken von Suchtmitteln jedweder Art auf und informiere patientengerecht über Wege, von einer Sucht loszukommen, sagt Landeschef Hillebrandt. Beispiele für solche Angebote seien etwa zertifizierte Gesundheitskurse zum Thema Sucht oder der Teledoktor, bei dem medizinische Expertinnen und Experten der BARMER Hilfesuchende telefonisch beraten.
Erhebliche regionale Unterschiede
Der Analyse der Barmer zufolge sind die Raten von Suchterkrankungen regional sehr unterschiedlich. Im Vergleich zum Bundesschnitt von 183 Fällen pro 10.000 Einwohner im Jahr 2021 fällt die Rate in Rheinland-Pfalz mit einem Wert von rund 154 eher niedrig aus. In ostdeutschen Ländern wie Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen ist sie dagegen mit Werten von rund 244 und rund 226 überdurchschnittlich hoch. Schleswig-Holstein liegt mit knapp 200 Fällen pro 10.000 Einwohner im oberen Bereich. Besonders die vier kreisfreien Städte fallen mit Werten deutlich über dem Landesdurchschnitt auf: Flensburg (297), Kiel (282), Lübeck (273) und Neumünster mit 231 je 10.000 Einwohner.