Derzeit leiden deutschlandweit etwa 27 Prozent der Bevölkerung unter chronischen Schmerzen. Diese sind so stark, dass es teilweise zu körperlichen und psychischen Beeinträchtigungen kommt und damit die Lebensqualität stark einschränkt wird.
Das neue Projekt – multidisziplinäre Behandlung
In einem gemeinsamen Innovationsfondsprojekt wollen die Deutsche Schmerzgesellschaft und die Barmer untersuchen, ob eine neue Versorgungsform die Versorgungsqualität und -effizienz von Menschen mit Risikofaktoren für chronische Schmerzen verbessern kann. Um dieses Ziel zu erreichen, sollen die an der Diagnostik und an der Therapie beteiligten Berufsgruppen (Fachärzte, Physiotherapeuten und Psychotherapeuten) frühzeitig enger zusammenarbeiten. Zudem ist es wichtig, die Betroffenen im Umgang mit ihrer Erkrankung besser zu schulen und in die Therapieentscheidungen einzubeziehen.
Ein Element dieser neuen Versorgungsform ist die umfassende Untersuchung der Betroffenen in Form eines interdisziplinären multimodalen Assessments, durchgeführt von einem Team aus ärztlichen, psychologischen und physiotherapeutischen Experten. Sie sollen Diagnosen gemeinsam stellen und Therapien gemeinsam empfehlen.
Noch bevor der Schmerz chronisch wird
Das Projekt richtet sich an Barmer-Versicherte ab einem Lebensalter von 18 Jahren mit schmerzbedingten Einschränkungen, die zwar länger als 6 Wochen bestehen bzw. in kürzeren Phasen innerhalb der letzten beiden Jahre aufgetreten sind, die aber noch nicht chronifiziert sind.
Zwei neue ambulante Therapiemöglichkeiten
PAIN2020 als neue Versorgungsform, ergänzt die Regelversorgung und bietet Betroffenen zwei ambulante Therapien an:
- eine begleitende, interdisziplinäre und multimodale Schmerzbehandlung in Form von Gruppentherapien
- eine Gruppenschulung mit Informationen zur Erkrankung und zu Methoden der Schmerzbewältigung.
Erstellung von Empfehlungen für die weitere Versorgung
Ziel von PAIN2020 ist eine schmerzmedizinisch-fundierte Diagnostik von Risikofaktoren entsprechend dem biopsychosozialen Verständnis von Schmerz. Daraus sollen Empfehlungen für die weitere Versorgung abgeleitet werden. Eine längerfristige schmerzmedizinische Fachbetreuung und schmerztherapeutischer Versorgung sollte in der Regel in PAIN2020 nicht nötig sein.
Die im Projekt für ein Jahr vorgesehene Patientenaufnahme startete im März dieses Jahres zunächst in der Region Dresden und drei weiteren Regionen außerhalb Sachsens, in Füssen, Göttingen und Neuburg. Partner in Sachsen ist das UniversitätschmerzCentrum (USC) des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus in Dresden.
Die Ergebnisse des Projektes werden evaluiert und in einem Schlussbericht bis zum Frühjahr 2021 zusammengefasst. Eine Ausweitung auf alle Bundesländer ist vorgesehen.
Weitere Informationen zu diesem Innovationsfondsprojekt erhalten Sie unter:
- KVS Mitteilungen
- sowie unter: www.pain2020.de