Der Dresdner Dialog am Flughafen hat in diesem Jahr sein zehnjähriges Jubiläum gefeiert. Der Barmer ist es damit gelungen, ein Format zu etablieren, das regelmäßig gesundheitspolitische Themen mit großer Bedeutung für die Zukunft der medizinischen Versorgung, in den Focus rückt. In der besonderen Location des Flughafens Dresden kamen auch in diesem Jahr wieder Akteure des sächsischen Gesundheitswesens zusammen, um über aktuelle Fragen der Gesundheitsversorgung zu diskutieren. Im Mittelpunkt stand die elektronische Patientenakte.
Entwicklungsland Deutschland — Was bringt die elektronische Patientenakte?
Wer in Sachsen lebt und älter als 40 Jahre ist, erhält binnen zehn Jahren im Schnitt 36 verschiedene Diagnosen, 80 Rezepte und 125 Arzneimittelpackungen. Durchschnittlich 20 Ärztinnen und Ärzte sowie fünf verschiedene Apotheken sind an der Versorgung eines durchschnittlichen Patienten beteiligt, hinzu kommen im Schnitt noch zwei Krankenhausaufenthalte. Ohne vollständige Kenntnis der aktuellen Medikation und Vorgeschichte der Patientinnen und Patienten wird beispielsweise die Arzneimitteltherapie zu einem unkalkulierbaren Risiko. Mit dem Einsatz der elektronische Patientenakte (ePa) können behandlungsrelevante Informationen, beispielsweise zur Medikation, zeitnah ausgetauscht werden.
App statt Aktenordner
Mit der elektronischen Patientenakte können Patientinnen und Patienten ihre Gesundheitsdokumente sicher digital organisieren. Sie können diese mit Leistungserbringern, beispielsweise Arztpraxen, teilen und weitere Dokumente einstellen lassen. Der digitale Austausch ermöglicht einen leichteren Überblick über die Gesundheitshistorie und unterstützt so die Behandlung.
Mit der ePa bekommen Patienten erstmals die Möglichkeit ihre Daten selbst einzusehen, zu verwalten und zu entscheiden, wer darauf Zugriff haben soll. Mit dieser digitalen Akte wird der Austausch wichtiger medizinischer Informationen schneller und die Behandlungssicherheit deutlich höher. Das ist ein wichtiger Meilenstein hin zu mehr Transparenz und Behandlungssicherheit für die Patienten.
„Schon heute werden die Gesundheitsdaten digital erfasst. Allerdings haben Patienten selbst darauf keinen unmittelbaren Zugriff. Denn sie liegen nicht zentral ab, sondern bei unterschiedlichen Ärzten, in Kliniken oder Apotheken.“
Erweiterung der digitalen Gesundheitskompetenzen – die Menschen mitnehmen
Im Zentrum des diesjährigen Diskurses stand das Potential der ePa, alle Leistungserbringer zu vernetzen und Informationen zur Versorgung der Patientinnen und Patienten schnell und sicher zu teilen. Statt in Papierbergen zu wühlen und Befunden oder Laborergebnissen hinterher zu telefonieren, ermöglicht sie medizinischem Personal wichtige Gesundheitsdaten auf einen Blick zu sehen. Ihre sektorenübergreifende Nutzung ist dabei von besonderer Relevanz. Egal ob im Krankenhaus oder in der Pflege, die ePa bietet eine Erhöhung der Behandlungssicherheit in allen Bereichen der Gesundheitsversorgung.
Als Impulsgeberinnen und -geber und Podiumsdiskutanten standen beim 10. Dresdner Dialog am Flughafen die Abteilungsleiterin Gesundheit, des Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt, Frau Dr. Claudia Eberhard, der Vorsitzende des Hartmannbundes Sachsen, Herr Dr. med. Thomas Lipp, der -Botschafterin der Barmer.i, Frau Bérengère Codjo den zahlreichen Gästen Rede und Antwort.
Rund 50 Akteure des sächsischen Gesundheitswesens diskutierten mit ihnen und auch untereinander.
Fazit: Digitalisierung muss schneller gehen
Der Umsetzungsprozess ist langwierig. Der Austausch von Patientendaten zwischen Praxen, Kliniken und Apotheken könnte Mehrfachuntersuchungen verhindern, Therapien besser abgleichen und so am Ende auch Kosten sparen. Doch es hakt an der Praktikabilität der Schnittstellen. Nicht zuletzt , weil die Anbieter von Praxis-Verwaltungssystemen, diese nicht rechtzeitig zur Verfügung stellten und die Ärzteschafft den aktuell noch bürokratischen Mehraufwand in Handhabung der ePa als Herausforderung ansieht. Michael Hummels von der Verbraucherzentrale berichtete außerdem von den Sorgen um mangelnde Datensicherheit auf der Verbraucherseite. Auch liegt die Zahl der Nutzerinnen und Nutzern auf noch keinem zufriedenstellenden Niveau, sowohl auf Verbraucherinnen- und Verbraucherseite, als auch in den Arztpraxen. In dem Diskurs über eines der zentralen Vorhaben im Digitalisierungsprozess des deutschen Gesundheitswesens, der flächendeckenden Einführung der elektronischen Gesundheitsakte, wurde unter den Teilnehmer deutlich, dass noch ein weiter Weg gegangen werden muss, um das Potenzial der ePa voll auszuschöpfen.
“Alle, Versicherte sowie Leistungserbringende müssen lernen mit neuen digitalen Instrumenten umzugehen. Das braucht Zeit, denn es erfordert die Erweiterung der digitalen Gesundheitskompetenzen von jeder und jedem“, sagt Bérengère Codjo von der Barmer.i.
Elektronische Patientenakte der Barmer: www.barmer.de/a004878