Die Digitalisierung der Arbeitswelt wirkt sich immer stärker auf die Gesundheit der Menschen aus. Forscher der Universität St. Gallen untersuchten im Auftrag der Barmer und der Telekom, wie die Digitalisierung die Arbeitswelt verändert hat. Befragt wurden 8000 Beschäftigte bundesweit. Die aktuelle Studie hat gezeigt: Negative Folgen der Digitalisierung sind Einschlafschwierigkeiten, Kopf- und Rückenschmerzen oder das Gefühl des Ausgebranntseins. Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen, fordert deshalb Unternehmen auf, den Einfluss auf die Gesundheit nicht zu unterschätzen.
Kerninhalte der Studie
- Die Digitalisierung ist voll in der Erwerbsbevölkerung angekommen. Ein überdurchschnittlicher Digitalisierungsdruck (z. B. Druck schneller zu arbeiten oder sich ständig fortzubilden) findet sich bei Führungskräfte, jüngere Berufstätige, Männer sowie Berufstätige in der Unternehmensführung und in IT-und naturwissenschaftlichen Berufen.
- Digitalisierung zeigt signifikante Zusammenhänge mit emotionaler Erschöpfung (Burnout) und Konflikten zwischen Arbeit & Familie. 23 Prozent der Befragten fühlen sich durch ihre Arbeit emotional erschöpft.
- Flexibilisierung von Arbeit (flexible Arbeitszeiten und Arbeitsorte) ist grundsätzlich positiv zu bewerten, da sie mit verringerten Arbeits-und Familienkonflikten und reduzierter emotionaler Erschöpfung einhergeht. Aber, sie hat ihre Grenzen: Die Digitalisierung hat die Arbeit in vielen Branchen flexibler gemacht – z.B. bei Versicherungen, Banken, Marketing- und Beratungsfirmen. Hier liegt sie bei mehr als 70 %. In anderen Branchen stößt sie naturgemäß an ihre Grenzen z.B. im Gesundheitsbereich. Hier liegt sie bei weniger als 25 Prozent. Eine Krankenschwester kann nicht von zu Hause arbeiten.
- Firmen können mehr tun: Ein wichtiges Instrument im Management der Digitalisierung ist die betriebliche Gesundheitsförderung. Hier zeigt die Studie, was zum Beispiel Kurse zur Stressprävention, psychischen Gesundheit usw. angeht, große Unterschiede. Führungskräfte stehen dabei besonders im Fokus.
Was kann man tun?
Magerl: „Digitalisierung soll den Menschen das Leben erleichtern, erreicht mitunter aber genau das Gegenteil und kann sogar krank machen. Daher gehört ein konkretes Programm zum Gesundheitsmanagement in jedem Unternehmen weit oben auf die Agenda.“
Flexible Arbeitszeiten haben positive Effekte auf die Erwerbstätigen, ebenso Sport und eine gute Beziehung zur Führungskraft. In den letzten Jahren hat die Barmer ihre Aktivitäten in Unternehmen deutlich verstärkt und ihre Angebote der betrieblichen Gesundheitsförderung ausgebaut. Sechs Beraterinnen und Berater für Gesundheitsmanagement stehen Unternehmen in Sachsen für eine individuelle Beratung zur Verfügung. Allein im Jahr 2017 wurden in 226 sächsischen Betrieben Aktionen und Maßnahmen zur Gesundheitsförderung am Arbeitsplatz durchgeführt. Darüber hinaus hat die Kasse auch für Schulen konzipierte Vorträge zum Problemfeld Onlinesucht entwickelt.
Weitere Informationen unter: Firmenangebote Gesundheit.
Der digitale Strukturwandel betrifft auch das Gesundheitssystem selbst. So steigen die Erwartungen von Versicherten an Verfügbarkeit und Service. Magerl verweist auf Apps der Barmer (etwa zum Upload des Krankenscheins) und Online-Kurse (bspw. ProMind für psychische Erkrankungen). „Unsere Angebote müssen immer einen Mehrwert liefern und den hohen Qualitäts- und Sicherheitsanforderungen genügen“, so Magerl.