Dresden, 22. September 2023 – Heranwachsende in Sachsen sind zu selten bei der Zahnvorsorge. Das belegen Daten aus dem aktuellen Barmer-Zahnreport. Weniger als die Hälfte der Kinder im Alter bis vier Jahren (40 Prozent) war zur Prophylaxe in der Zahnarztpraxis. Demnach fand bei mehr als jedem zweiten Kleinkind keine zahnärztliche Früherkennungsuntersuchung statt. In der Altersgruppe der Fünf- bis Neunjährigen haben 69 Prozent Vorsorgetermine wahrgenommen und bei den zehn- bis 14-Jährigen waren es immerhin 74 Prozent. Um Karies und Zahnerkrankungen konsequent zu verhindern, muss der Besuch in der Zahnarztpraxis mit dem ersten Milchzahn zur Routine und bis ins hohe Alter fester Vorsorgebestandteil werden.
„Wer mit seinem Kind erst dann in eine Zahnarztpraxis geht, wenn bereits schmerzhafte Erkrankungen aufgetreten sind, ist viel zu spät dran“, sagt Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Sachsen. Viel besser sei es, routinemäßige Kontroll- und Vorsorgetermine auch ohne krankheitsbedingten Anlass wahrzunehmen.
Zahngesundheit und Bildung hängen zusammen
Nicht wahrgenommene Prophylaxe führt zu therapeutischen Maßnahmen, vermehrt zu Füllungen und letztendlich häufig zu Zahnersatz. Dem Zahnreport zufolge besteht ein Zusammenhang zwischen Bildungsstand und der besonders häufigen Versorgung mit Zahnersatz. Je höher der Ausbildungsgrad der Betroffenen, desto seltener benötigen sie viel Zahnersatz. So gibt es unter Versicherten mit höherem Bildungsstand, beispielsweise mit einem Diplom, Magister, Master, Bachelor oder Staatsexamen im Vergleich zum Bevölkerungsdurchschnitt rund 35 Prozent weniger Personen mit hoher Inanspruchnahme von Zahnersatz. Das weist auf deutlich weniger ausgeprägte Gebissschäden hin. „Der Zahnreport belegt damit eindrücklich, dass der Bildungsstand bei der Analyse und Planung prophylaktischer und therapeutischer Leistungen berücksichtigt werden sollten“, sagt Barmer-Landeschefin Welfens und weist darauf hin, dass im Report eine Polarisierung der Krankheitslast über die verschiedenen Altersgruppen festgestellt worden sei. Stark geschädigte Gebisse konzentrierten sich auf relativ wenige Betroffene. In Sachsen seien altersübergreifend bei bis zu 15 Prozent aller Patientinnen und Patienten besonders viele Zähne gefüllt oder ersetzt worden.
Eigenverantwortliche Mundhygiene als Ziel von Prävention
Welfens lobt die Arbeit der mehr als 2.500 ambulant tätigen, Zahnärztinnen und Zahnärzte in Sachsen und der Landesarbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege des Freistaates Sachsen, fordere jedoch weiterhin dazu auf, dass Zahn-, Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte, pädagogische Einrichtungen und Eltern noch enger zusammenarbeiten und die Politik geeignete Rahmenbedingungen schaffe. Denn ein Teil der Menschen würde von präventiven Maßnahmen und nachhaltiger Versorgung offensichtlich nicht erreicht. „Um den kontinuierlichen Therapiebedarf bei Patienten mit hoher Krankheitslast zu verringern, ist ein weiter verbesserter Zugang zu professionellen Mundhygieneunterweisungen wünschenswert, sowohl für Kinder als auch für Erwachsene“, sagt Welfens. Damit präventive Maßnahmen frühzeitig und bei noch mehr Kindern und Jugendlichen, bis hin ins Erwachsenenalter greifen könnten, sei es wichtig die Gesundheitsaufklärung vom Kleinkindalter, über die weiterführenden Schulen und Berufsschulen zu stärken. Hier seien kreative, unterhaltsam aufgemachte Kampagnen auch zur Mundhygiene auf Social-Media-Kanälen eine Möglichkeit, ebenso Aufklärungs- und Erinnerungsfunktionen über Apps im Handy. Diese müssten bestenfalls lebenslang begleiten. Welfens fordere: „Unser gemeinsames Ziel muss es sein, die Gruppe derer, die einen kontinuierlich hohen Therapiebedarf haben, zu verkleinern.“ Bereits ab dem 6. Lebensmonat sei es für Barmer versicherte Kinder möglich, Prophylaxe-Leistungen in Anspruch zu nehmen.
Zahnvorsorge bei Kindern und Jugendlichen: www.barmer.de/a000110
Zahnvorsorge bei Erwachsenen: www.barmer.de/a000109