Immer mehr Menschen in Sachsen sind wegen Kokainmissbrauchs in ärztlicher Behandlung.
Dresden, 30.12.2024 - Das geht aus einer aktuellen Auswertung des Barmer-Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor. Demnach gab es im Jahr 2019 landesweit 600 behandelte Patientinnen und Patienten und im vergangenen Jahr 980. Bundesweit lag die Anzahl im Jahr 2023 bei rund 65.000 Patienten. Die meisten Betroffenen mit 15.280 wurden in Nordrhein-Westfalen behandelt, gefolgt von Niedersachsen mit 7.760. Die wenigsten Patienten gab es im Saarland mit 490 und in Thüringen mit 810 Frauen und Männern.
„Trotz vergleichsweise geringer Fallzahlen ist die Zunahme an Behandlungen wegen Kokainmissbrauchs in Sachsen Besorgnis erregend. Das wahre Ausmaß wird noch viel größer sein, da wir nur den Bruchteil der Betroffenen in ärztlicher Behandlung sehen. Auch die aktuelle bundesweite Kriminalstatistik zeigt, dass die Zahl der Kokaindelikte seit dem Jahr 2023 um gut 27 Prozent gestiegen ist und damit einen neuen Höchststand erreicht hat“, sagt Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Sachsen.
Männer zwischen 20 und 39 Jahren besonders stark betroffen
Wie aus dem Barmer-Atlas weiter hervorgeht, waren im vergangenen Jahr bundesweit rund 50.700 Patienten und 14.700 Patientinnen wegen Kokainkonsums in Behandlung. In Sachsen wurden 800 Männer und 180 Frauen medizinisch versorgt. Besonders häufig waren im Bundesland Männer zwischen 20 und 39 Jahren betroffen. Hier gab es 470 Patienten. „Kokain hat einen stimulierenden und aufputschenden Effekt. Deshalb wird es häufig als Leistungsdroge bezeichnet. Der vergleichsweise starke Kokainkonsum bei jungen Männern könnte auf einen massiven Leistungsdruck hindeuten, dem sie sich offenbar ausgesetzt sehen. Sei es im Beruf oder im Privatleben“, so Welfens. In ganz jungen Jahren oder im Alter spiele Kokain als Suchtmittel hingegen nur eine untergeordnete Rolle. Jüngere Menschen hätten häufig nicht die finanziellen Mittel, um sich die teure Droge zu beschaffen. Hier sei der Konsum von Cannabis eher verbreitet. Bei älteren Menschen stünden der Alkohol- und Medikamentenmissbrauch im Vordergrund.
Sucht bei Angehörigen/Freunden nicht wegsehen, ansprechen
Es sei wichtig, Betroffenen auf eine Sucht anzusprechen. Denn der oder die Abhängige bemerke selbst oft nicht, dass der Suchtmittelkonsum bereits den Alltag einschränkt und das Verhalten verändert habe. Daher sollte man von seinen eigenen Beobachtungen erzählen. Um eine Therapie erfolgreich zu beginnen und auch abzuschließen, müsse allerdings der Betroffene selbst einsehen, dass er ein Problem hat. „Am aussichtsreichsten ist es, sich als Angehöriger oder als Angehörige, Freund oder Freundin selbst Hilfe für diese schwierige Situation zu holen. Fachambulanzen oder Suchberatungsstellen sind in diesen Fällen die richtigen Ansprechpartner. Es gilt: Je früher Hilfe gesucht wird, desto leichter ist das Aufhören und desto weniger einschneidend wirkt die Sucht auf die Familie und Freundeskreis“, sagt die Barmer-Chefin.