Dresden, 07. Juli 2023 – Bei Kindern in Sachsen zeigen sich immer häufiger Störungen beim Spracherwerb sowie Defizite bei der motorischen Koordination. Das belegen Daten im aktuellen Barmer Kinderatlas. Demnach wurde bei 14,1 Prozent der Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren im Jahr 2021 eine sogenannte Entwicklungsstörung des Sprechens und der Sprache diagnostiziert. Das entspricht rund 36.700 Mädchen und Jungen im Land. Im Jahr 2006 waren mit knapp 16.800 der Sechs- bis Zwölfjährigen weniger als halb so viele Heranwachsende von einer Sprachstörung betroffen.
„Die Zahl der Kinder mit Defiziten beim Sprechen liegt auf einem hohen Niveau. Störungen beim Spracherwerb gehören mit zu den häufigsten Diagnosen bei Heranwachsenden“, sagt Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Sachsen. Zu den Sprech- und Sprachstörungen zählten etwa ein begrenztes Vokabular, Schwierigkeiten in der Satzbildung und bei der Grammatik sowie Probleme in der Ausdrucksfähigkeit und bei der Lautbildung. Umschriebene Entwicklungsstörungen des Sprechens und der Sprache zögen oft sekundäre Folgen nach sich, wie Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben, Störungen im Bereich der zwischenmenschlichen Beziehungen, im emotionalen und Verhaltensbereich. „Kinder erlernen Sprache durch Nachahmen. Deshalb ist es wichtig, dass Eltern viel mit ihrem Kind kommunizieren und Medienkonsum begrenzen“, empfiehlt Welfens.
Weder Hampelmann noch Purzelbaum
Auch der Anteil an Kindern mit motorischen Entwicklungsstörungen hat laut Auswertung im Barmer Kinderatlas deutlich zugenommen: Während im Jahr 2006 noch bei rund 6.200 der Sechs- bis Zwölfjährigen in Sachsen Defizite in der motorischen Koordination festgestellt wurden, waren es im Jahr 2021 mit rund 14.200 Kindern weit mehr als doppelt so viele. Die Diagnoserate liegt in der Altersgruppe bei 5,4 Prozent. Zu den Ursachen für den Anstieg der motorischen Entwicklungsstörungen zählt auch der zunehmende Bewegungsmangel unter Heranwachsenden. „Viele Kinder können heute weder Hampelmann noch Purzelbaum. Dabei sind gut entwickelte, motorisch koordinative Fähigkeiten wichtig für Schule und Alltag“, sagt Monika Welfens. Eltern sollten deshalb ihre Kinder schon von klein auf zu vielfältigen fein- und grobmotorischen Bewegungsabläufen motivieren. Sollte auffallen, dass Kinder schlecht das Gleichgewicht halten, oft Sachen fallen lassen oder im Vergleich zu Gleichaltrigen tollpatschig wirken, könnten Eltern das Gespräch mit Kinderärztin oder Kinderarzt suchen.
Deutlicher Aufwärtstrend bei Entwicklungsstörungen
Inwieweit die Corona-Pandemie Defizite beim Spracherwerb und der motorischen Koordination noch verstärkt hat, ist aus den Zahlen nicht direkt ableitbar. So ist die Zahl der Sächsischen Kinder mit Sprachentwicklungsstörungen vom Jahr 2019 zum Jahr 2021 zwar um 3,3 Prozent angestiegen. Bei den motorischen Störungen jedoch in diesem Zeitraum um 5,6 Prozent zurückgegangen. „Wir sehen in den Daten seit 2006 insgesamt einen deutlichen Aufwärtstrend bei den umschriebenen Entwicklungsstörungen. Es ist wichtig, dass wir jetzt ein besonderes Augenmerk auf die gesunde Entwicklung aller Kinder legen“, sagt Welfens. Die qualitativ hochwertige medizinische Versorgung von Heranwachsenden stehe deshalb auch im Fokus des BARMER Kinder- und Jugendprogramms. Teilnehmende Familien profitierten unter anderem von zusätzlichen Früherkennungsuntersuchungen, kürzeren Wartezeiten beim Arztbesuch sowie einer Beratung der Eltern zu vielen Gesundheitsthemen.
Kinder in Sachsen stärker betroffen als in Sachsen-Anhalt und Thüringen
Im Vergleich der drei mitteldeutschen Bundesländer fällt auf, dass in Sachsen der Anteil der von sprachlichen und motorischen Entwicklungsstörungen betroffenen Kinder am höchsten ist. Laut Barmer Kinderatlas wurden im Jahr 2021 in Sachsen bei 14,1 Prozent der Kinder Sprachstörungen diagnostiziert. In Thüringen lag der Anteil bei 12,8 Prozent, in Sachsen-Anhalt bei 12,6 Prozent, im Bundesdurchschnitt bei 13,3 Prozent. Probleme mit der motorischen Koordination hatten in Sachsen 5,4 Prozent der 6- bis 12-Jährigen, in Sachsen-Anhalt 5,2 Prozent und in Thüringen 4,6 Prozent. Hier lag der Bundesdurchschnitt bei 4,8 Prozent.
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Mehr zum Barmer Kinder- und Jugendprogramm: www.barmer.de/a000068
Datenquelle -Barmer Kinderatlas: Es wurden Barmer-Daten (für die Pressemitteilung ICD-Schlüssel: F80 als Störung des Spracherwerbs, F82 für die Störungen bei der motorischen Koordination von Kindern bis 14 Jahren, für den Zeitraum 2005 bis 2021 ausgewertet, standardisiert und hochgerechnet auf die Bevölkerung in den einzelnen Bundesländern. Kinderatlas – Ambulante Diagnosen ICD-3-Steller – bifg