Dresden, 8. März 2017 – Mehr als die Hälfte aller Sachsen mit Rückenschmerzen bekam 2015 eine ärztlich verordnete Physiotherapie. Der Freistaat hat damit die höchste physiotherapeutische Versorgungsquote in Deutschland. Parallel stiegen die Ausgaben von 2013 bis 2015 deutlich.
Gab die Barmer im Jahr 2013 knapp 72 Euro je Versicherten aus, so waren es 2015 mehr als 78 Euro. Nur in Berlin liegen die Ausgaben pro Kopf mit 84 Euro noch höher. In Bremen beispielsweise wurden im vergangenen Jahr nur 46 Euro pro Versicherten ausgegeben. Auffällig sind die erheblichen regionalen Unterschiede im Bundesgebiet. „Diese enorme Spannweite lässt sich kaum medizinisch oder durch regionale Vergütungsunterschiede erklären. Offenbar gibt es sehr unterschiedliche Herangehensweisen der Ärzte bei der Verordnung“, erklärt Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen und fordert, die ärztlichen Leitlinien zu konkretisieren, die für eine Verordnung maßgeblich sind.
Anzahl der Physiotherapeuten hat zugenommen
Die Anzahl der Physiotherapeuten in Sachsen ist innerhalb der letzten drei Jahre (2013 bis 2015) gestiegen. Nach Erhebungen der Barmer kommen auf 1.000 Einwohner 0,97 Physiotherapeuten. Damit liegt der Freistaat deutlich über dem Bundesdurchschnitt (0,898). Die entstandenen Kosten je physiotherapeutischem Leistungserbringer sind in Sachsen ebenfalls von durchschnittlich 8.517 (2013) auf 9.269 Euro (2015) gestiegen und liegen damit ebenfalls deutlich über den bundesweiten Ausgaben je Leistungserbringer 7.400 (2013) auf 8.200 Euro (2015).
Krankengymnastik und Manuellen Therapie auf dem Vormarsch
Physiotherapie besteht hauptsächlich aus Leistungen wie Krankengymnastik, Massagen, Thermo- und Elektrotherapie. Die Verordnungen und damit auch Ausgaben für Krankengymnastik und Manueller Therapie sind deutlich gestiegen, insbesondere bei Erkrankungen, für die ein längerer Behandlungsbedarf prognostiziert wurde. Bei Massagen, Thermo- und Elektrotherapie dagegen nahmen Verordnungen und Ausgaben ab. Die meisten Behandlungen, mehr als 75 Prozent, erfolgen an den Stütz- und Bewegungsorganen. Mindestens jeder zweite Patient hatte Probleme mit der Wirbelsäule. Rund 52 Prozent der verordneten Physiotherapien gehen auf Unfälle zurück. Mit zunehmendem Alter steigt die Zahl der Verordnungen, gleichzeitig liegen die Versorgungsquoten bei Frauen aller Altersgruppen durchgängig höher als bei Männern. Am häufigsten wird Physiotherapie von Allgemeinmedizinern, Internisten und Hausärzten (40 Prozent), Orthopäden (20 Prozent) und Chirurgen (5 Prozent) verordnet.
Glossar
Insgesamt sind die Ausgaben für Heilmittel bei der Barmer zwischen den Jahren 2013 und 2015 um mehr als 15 Prozent auf 822 Millionen Euro gestiegen. Zu den Heilmitteln zählen neben Physiotherapie auch Ergo- oder Sprachtherapien sowie Podologie. Das entspricht einem Zuwachs um 111 Millionen Euro. Das war im Übrigen mehr Geld, als die Barmer im vergangenen Jahr für hoch wirksame und sehr teure Medikamente gegen Hepatitis C ausgegeben hat.
Wo kommt Physiotherapie zum Einsatz?
In der Physiotherapie sind Manuelle Therapie, Massagen oder Krankengymnastik gängige Heilmittel, etwa bei Rückenproblemen.
Welchen Spielraum gibt es beim Einsatz von Physiotherapie?
Die Heilmittelrichtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses lässt einen großen Spielraum zu, wodurch auch sehr unterschiedliche Kosten anfallen können. Bei einem „Bandscheibenvorfall mit segmentalen Bewegungsstörungen“ kann der Arzt beispielsweise je nach den individuellen Gegebenheiten des Patienten als vorrangiges Heilmittel Krankengymnastik für 15,54 Euro je Einheit oder manuelle Therapie zu 17,85 Euro verordnen. Er kann aber auch alternativ Übungsbehandlung für 6,27 Euro oder Chirogymnastik für 10,82 Euro verschreiben und zusätzlich eine Wärme- oder Kältetherapie zu 3,19 beziehungsweise 6,84 Euro.
Wie stark hat die Anzahl der Physiotherapeuten zugenommen?
Die Anzahl der Leistungserbringer ist zwischen den Jahren 2013 und 2015 gestiegen. Im Jahr 2015 gab es bundesweit 60.432 Physiotherapeuten und damit 2,6 Prozent mehr als im Jahr 2013 mit 58.866.