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Barmer-Krankenhausreport: Anhaltend hohe Klinikinfektionen während Pandemie in Sachsen

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Dresden, 10. Dezember 2021 – Jedes Jahr infizieren sich bis zu 29.000 Patientinnen und Patienten in Sächsischen Krankenhäusern mit Krankenhauskeimen. Bis zu 1.000 Betroffene sterben an einer solchen sogenannten nosokomialen Infektion. Seit Beginn der Corona-Pandemie hat sich diese Situation verschärft. Im Jahr 2020 ist die Rate der Krankenhausinfektionen bundesweit um mehr als 17 Prozent im Vergleich zum Vorjahr angestiegen. Das geht aus dem aktuellen Barmer Krankenhausreport hervor.

„Auf den ersten Blick mag es überraschen, dass die Zahl der Krankenhausinfektionen während der Pandemie und den damit verbundenen strengen Hygienevorschriften zugenommen hat. Doch gerade während der ersten Welle lagen vor allem ältere Menschen auf den Stationen, die anfälliger für Infektionen sind. Hinzu kommt die hohe Arbeitsbelastung für das Klinikpersonal, dem es besonders in der ersten Welle mitunter auch an Schutzausrüstung mangelte“, sagt Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen.

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Hygienestandards während der Pandemie nicht komplett einhaltbar

Die benannten Hygienedefizite in vielen Krankenhäusern seien keine Kritik am Pflegepersonal oder an den Ärztinnen und Ärzten, so Magerl weiter. Sie leisteten und leisten Enormes, das stellten sie mit Beginn der Corona-Pandemie erneut unter Beweis. „Das Krankenhauspersonal war und ist offenbar in vielen Einrichtungen während der Corona-Pandemie so belastet, dass es die hohen erforderlichen Hygienestandards nicht immer vollständig einhalten kann. Dabei ist das gerade in Pandemiezeiten ein extrem wichtiger Aspekt, der über Leben und Tod entscheiden kann“, sagt Sachsens Barmer-Chef. Dabei komme allein der Händehygiene im Krankenhausalltag eine wesentliche Bedeutung zu. “Händehygiene ist die wichtigste Maßnahme der Basishygiene. Sie gehört zu den Standards eines breit gefächerten Infektionsschutzes und dass nicht erst als Schutzmaßnahme gegenüber SARS-CoV-2-Infektionen“, sagt Prof. Dr. Iris Chaberny, Direktorin des Instituts für Hygiene, Krankenhaushygiene und Umweltmedizin am Universitätsklinikum Leipzig. Dem UKL sei es auch während der Coronapandemie gelungen die Kriterien der bundesweiten "Aktion Saubere Hände" so eindrucksvoll zu erfüllen, dass es für 2021 und 2022 erneut ein Zertifikat in Gold erhielt. „Wir sind sehr stolz, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Klinikums sich trotz der Pandemie-Situation so ins Zeug gelegt haben, dass die vielen Anforderungen erfüllt wurden", sagt Prof. Dr. Iris Chaberny, Buchstäblich saubere Arbeit könne dann erfolgen, wenn sich Hygienestandards als Teil der Alltagsroutine etabliert haben. Die Coronapandemie habe die Relevanz von Hygienemaßnahmen dabei noch einmal deutlich hervorgehoben.

Deutlicher Anstieg der im Krankenhaus erworbenen Infektionen

Wie aus dem Barmer-Report weiter hervorgeht, kam es in den Jahren 2017 bis 2019 durchschnittlich in rund 5,6 Prozent der Krankenhaus-Fälle zu einer nosokomialen Infektion. Dies geht aus einer Stichprobe von fünf Millionen stationären Behandlungen hervor. Demnach stieg dieser Wert unmittelbar zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 (Kalenderwoche 13 bis 23) auf 6,8 Prozent an, was einem Zuwachs von über 20 Prozent binnen weniger Wochen entspricht. „Dass die Zahl der Krankenhausinfektionen während der Pandemie gestiegen ist, kann neben der veränderten Patientenstruktur und den vulnerablen Fällen auch auf die erhöhte Arbeitsbelastung in Kliniken und Personalausfälle zurückgeführt werden“, sagt Magerl. Denn auch wenn man die veränderte Patientenstruktur in den Berechnungen gesondert (Matchingmethode) berücksichtigt, zeige sich weiterhin ein Anstieg des Infektionsgeschehens um fast zehn Prozent in der ersten Pandemiewelle und um mehr als 17 Prozent in der zweiten Welle (KW 42 bis 50) bis Ende des vergangenen Jahres. Nicht nur aus Sicht der Patientinnen und Patienten müsse alles getan werden, um diese Infektionen zu verhindern. Denn deren Behandlung sei mit jährlich rund 1,5 Milliarden Euro an Zusatzkosten extrem teuer für die Versichertengemeinschaft.

Masterplan für mehr Hygiene setzt auf Standards und Kontrolle

Um das Problem der Krankenhausinfektionen in den Griff zu bekommen, fordert die Barmer einen Masterplan für mehr Hygiene, der unter anderem eine intensive Auseinandersetzung mit Klinikhygiene in der pflegerischen und ärztlichen Ausbildung beinhalte. Hygienewissen müsse im Berufsalltag vertieft und dessen Anwendung zur täglichen Routine werden. Dazu bedürfe es verlässlicher Verfahren und Strukturen, das bestätigt auch Prof. Dr. Chaberny. „Ein Teil unseres Hygienekonzeptes sind geschulte Hygienefachkräfte, die die Einhaltung von Hygienestandards überwachen und bei Bedarf weiterentwickeln. Neben Compliance-Beobachtung gehören in unserem Klinikum auch Fortbildungs- und Schulungsangebote für das Personal, regelmäßige Aufklärungskampagnen sowie eine intensive Fokussierung auf eine interdisziplinäre und interprofessionelle Lehre während des Medizinstudium und auch in der pflegerischen Ausbildung“, erläutert sie die Vorgehensweise am Universitätsklinikum Leipzig. In vielen Krankenhäusern würden zwar Hygienefachkräfte eingesetzt. „Die Akzeptanz und Arbeit dieser Fachkräfte müssen im Arbeitsalltag jedoch noch deutlich gestärkt werden, damit in Ausnahmesituationen wie einer Pandemie höhere Hygieneanforderungen nicht noch zusätzlichen Stress verursachen“, sagt Barmer-Landeschef Dr. Fabian Magerl.

Einhaltung von Hygienestandards kontrollieren

Nationale Kampagnen wie die "Aktion Saubere Hände" seien hilfreich, um Gesundheitseinrichtungen Anreize zur Umsetzung einzelner Hygienemaßnahmen zu geben, würden allerdings nicht ausreichen. Die Einhaltung der Hygienestandards sollte aus Sicht der Barmer nicht nur intern, sondern auch extern durch den Öffentlichen Gesundheitsdienst stärker als bisher unangekündigt überprüft werden. Auch deshalb sei die angekündigte Stärkung des Öffentlichen Gesundheitsdienst ein unausweichlicher Schritt und vollkommen unabhängig von einer Pandemie notwendig. „Wenn Mängel Auslegungssache bleiben und lediglich moniert, aber nicht öffentlich dargestellt werden können, dann bleiben auch Kontrollen zahnlose Tiger. Deshalb muss der Gemeinsame Bundesausschuss mit dem Robert Koch-Institut eine Richtlinie mit verbindlichen Mindestanforderungen an die Struktur- und Prozessqualität zur Anwendung von Hygienemaßnahmen im Krankenhaus erarbeiten“, sagt Magerl.

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