Das Bild zeigt zwei Mitarbeitende eines Krankenhauses.
Pressemitteilungen 2023

Menschen in Sachsen zu oft in stationärer Behandlung - BARMER Versorgungskompass

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Dresden, 14. August 2023 – Der medizinische Fortschritt macht es möglich, dass immer mehr Eingriffe ambulant durchgeführt werden können. Dennoch stehen in Sachsen noch zu viele Operationen und Behandlungen im Zusammenhang mit einem Krankenhausaufenthalt. Das ist das zentrale Ergebnis einer Analyse im Versorgungskompass des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung. Demnach hätte mindestens jede fünfte (21,8 Prozent) Krankenhausbehandlung im 4. Quartal 2022 in Sachsen ambulant im Krankenhaus oder in einer Arztpraxis erfolgen können. Bei Männern im Alter von 40 bis 49 Jahren hätte sogar jede vierte stationäre Behandlung (27 Prozent) ambulant stattfinden können. „Krankenhausaufenthalte sind für manche Patientinnen und Patienten mit großen Belastungen verbunden. Studien belegen außerdem, dass die Genesung im eigenen Zuhause oftmals schneller und komplikationsloser verläuft. Das sind gute Gründe dafür, mehr ambulant zu operieren“, sagt Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Sachsen. Zudem bänden stationäre Aufenthalte viel Personal. 

Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Sachsen

Monika Welfens, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Sachsen

„Vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung sollten die knappen Personalressourcen im Krankenhaus möglichst effektiv eingesetzt werden“, so Welfens. Insgesamt käme es durch mehr ambulante Operationen zu einer Win-Win-Situation mit weniger Belastungen für Patienten, mehr Ressourcen für die Leistungserbringer und reduzierten Kosten in der Gesetzlichen Krankenversicherung.

Mehr als 149.000 Krankenhausbehandlungen auch ambulant möglich

Der sogenannte Katalog ambulant durchführbarer Operationen, sonstiger stationsersetzender Eingriffe und Behandlungen (kurz AOP-Katalog) liste Behandlungen auf, die ambulant oder stationär durchführbar sind. Beispiele daraus seien Katarakt-Operationen, Gebärmutterausschabungen, Leistenbruch-Operationen oder auch die Entfernung der Rachenmandeln (Polypen). Neben dem AOP-Katalog seien für die Analyse im Versorgungskompass auch weitere potenziell ambulantisierbare Operationen aus dem sogenannten IGES-Gutachten herangezogen worden. „Die Basis der Untersuchung im Versorgungskompass bilden alle somatischen Krankenhausfälle im Land mit Ausnahme von Geburten, da hier Wahlfreiheit herrscht“, erklärt Monika Welfens. Dementsprechend habe es in Sachsen im Jahr 2022 rund 741.000 Krankenhausbehandlungen gegeben. Das Ambulantisierungspotenzial, also der Anteil der Fälle, die entweder im AOP-Katalog oder IGES-Gutachten zu finden sind und bei denen keine ersichtlichen Risikofaktoren (z.B. hohes Patientenalter oder eine Begleiterkrankung) einen stationären Aufenthalt erforderlich machten, habe im vergangenen Jahr relativ konstant zwischen 20,2 und 21,8 Prozent gelegen. Folglich hätten in Sachsen mindestens 149.000 stationäre Behandlungen auch ambulant erfolgen können. „Wenn mehrere zehntausend Krankenhausbehandlungen umgeleitet werden können, bekommt man eine Vorstellung davon, wie viel Personal dadurch für andere vollstationäre Behandlungen eingesetzt werden könnte“, so Welfens.

Krankenhausreform als Chance für mehr ambulante Operationen 

Die Analyse im Versorgungskompass macht deutlich, dass es in Sachsen regionale Unterschiede hinsichtlich des Ambulantisierungspotenzials gibt. Demzufolge fiel das Ambulantisierungspotenzial im  4. Quartal 2022 mit 18,1 Prozent im Landkreis Meißen am geringsten aus. Der höchste Wert wurde im selben Zeitraum im Vogtlandkreis mit 24,7 Prozent identifiziert. Dies sei jedoch lediglich eine Momentaufnahme, so Welfens, da die Reihenfolge im Zeitverlauf (von 2019 bis 2022) variiere. „Fakt bleibt, dass es in Sachsen durchaus Möglichkeiten für mehr ambulante Behandlungen gibt“, sagt die Barmer-Landeschefin. Für sie biete in diesem Kontext vor allem die anstehende Krankenhausreform eine Chance. „Im Rahmen der Krankenhausneuausrichtung muss genau in den Blick genommen werden, welche Krankenhausstandorte unverzichtbar sind und welche wichtige Funktionen als regionale Versorgungszentren mit einem Schwerpunkt für ambulante Operationen übernehmen könnten.“

Am 18. September lädt die Barmer zu den 17. Leipziger Gesprächen der Gesundheits- und Sozialpolitik ein. Im Fokus werde die sektorenübergeifende Versorgung stehen und die Frage woran es hakt, bei den Übergängen von ambulanter und stationärer Behandlung. Sächsische Expertinnen und Experten werden Einblicke in die Versorgung vor Ort geben, über umsetzbare, praxisnahe Verbesserungsmöglichkeiten diskutieren und den Fragen der Besucherinnen und Besucher offen gegenüberstehen. Zur Anmeldung: www.barmer.de/p011966 

Die Analyse zum Ambulantisierungspotenzial im Versorgungskompass unter: www.bifg.de/versorgungskompass/ambulantisierungspotential
 

Kontakt für die Presse:

Claudia Szymula
Pressesprecherin Barmer Sachsen
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