Leipzig, 05. September 2018 – Etwa 1,7 Millionen Kinder werden jedes Jahr deutschlandweit wegen Unfallverletzungen ärztlich behandelt. Damit Eltern, Erzieher oder Trainer im Notfall einen kühlen Kopf bewahren, die richtigen Entscheidungen treffen und schnellen Rat erhalten, haben die Krankenkasse Barmer und die Johanniter-Unfall-Hilfe die Kindernotfall-App entwickelt. „Damit geben wir allen Eltern, Lehrern oder anderen Betroffenen einen digitalen Helfer an die Hand. Mit der kostenfreien App sind sie auf Kindernotfälle gut vorbereitet und können im Ernstfall schnell und richtig reagieren. Ein Smartphone hat man fast immer dabei. Die App kann dann als unkomplizierte Orientierungshilfe genutzt werden“, sagt Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen, bei der Vorstellung der App in Leipzig.
Die lähmende Angst etwas falsch zu machen
In Sachsen leben rund 560.000 Kinder unter 16 Jahren. In Kitas und Schulen kommt es pro Jahr laut Unfallkasse Sachsen zu rund 79.000 Kinderunfällen. Hinzu kommen mehr als 1.300 Verkehrsunfälle mit Kindern. Allein im Mai 2018 verunglückten laut Statistischen Landesamt Sachsen 165 Kinder unter 15 Jahren im Straßenverkehr. Nicht zu vergessen die vielen Unfälle von Kindern im Haushalt, beim Sport oder im Urlaub. Wenn jede Sekunde zählt, brauchen Ersthelfer einen kühlen Kopf und sollen schnell die richtigen Maßnahmen ergreifen. 41 Prozent der Mütter und Väter haben allerdings Angst, in solchen Notsituationen etwas falsch zu machen. Das geht aus einer von der Johanniter-Unfallhilfe in Auftrag gegebene Forsa-Umfrage hervor. So befürchten Eltern, ihr Kind durch falsche Maßnahmen zu verletzen – und sind deshalb im Notfall wie gelähmt. „Doch das Schlimmste ist, nichts zu machen, einfach weil man Angst hat, etwas falsch zu machen“; mahnt Dietmar Link, Mitglied des Landesvorstandes der Johanniter-Unfall-Hilfe in Sachsen an. So verstreichen wertvolle Minuten, bevor der Rettungsdienst eintrifft. Gegen Unsicherheit und Angst hilft anwendungs-bereites Wissen. Genau das bietet die Kindernotfall-App von Barmer und Johanniter-Unfall-Hilfe. Damit kann jeder Erste Hilfe bei Kindern leisten.
Digitaler Rettungsassistent für die Hosentasche
„Die Kindernotfall-App bietet ein Erste-Hilfe-ABC, weist den Weg zum nächsten Notdienst und ermöglicht auch einen Notruf, wenn professionelle medizinische Hilfe gebraucht wird. So kann der ‚Rettungsassistent für die Hosentasche‘ durchaus Leben retten“, beschreibt Magerl. Denn die App bietet auch in der Hektik eines Notfalls innerhalb weniger Sekunden Ratschläge, wie man sich in der jeweiligen Situation verhalten soll. „Im Ernstfall ist die Kindernotfall-App eine wertvolle Unterstützung, bis professionelle Hilfe eintrifft. Viele Eltern und Pädagogen kennen die Grundlagen der Ersten Hilfe. Unter Stress aber fällt es schwer, das Wissen um die stabile Seitenlage oder die Behandlung eines Knochenbruchs abzurufen. Die Kindernotfall-App hilft dann Schritt für Schritt und nimmt so die Sorge, etwas falsch zu machen.“ sagt Link.
Mut zur Ersten Hilfe - Kindernotfall-App gehört auf jedes Smartphone
Gerade bei schweren Unfällen ist es wichtig, dass schnell geholfen wird und sich Eltern, Erzieher oder auch Jugendliche trauen, Erste Hilfe zu leisten. „Die App ermutigt Nutzer dazu, sich schon im Voraus mit dem Thema Erste-Hilfe auseinanderzusetzen, um für den Notfall gewappnet zu sein. Ergänzend dazu biete sie auch praktische Tipps, wie man Unfällen vorbeugen kann. Deshalb sollte die Kindernotfall-App auf keinem Smartphone fehlen“, sagt Magerl. Die professionelle Hilfe durch den Arzt oder Rettungskräfte, noch einen Erste-Hilfe-Kurs, kann die Kindernotfall-App allerdings nicht ersetzen.
Barmer Umfrage zur Kindersicherheit
Über 1.000 Eltern mit Kindern bis 12 Jahren wurden im vergangenen Jahr befragt, wie sie gesundheitliche Notfälle erlebt haben und wie es um die eigene Kompetenz in Sachen Erste Hilfe steht. Etwa die Hälfte der befragten Eltern geben an, dass sie in Notfall-Situationen eher ruhig und besonnen reagieren. Allerdings beschreibt auch knapp jeder Fünfte seine typische Reaktion als aufgeregt bis panisch. Als besonders kritisch und gefährlich empfinden Eltern Situationen, in denen es zur Störung der Atmung kommt, Herz-Kreislaufprobleme auftreten oder Fieberkrämpfe einsetzen. Eher selten werden dagegen Schnitt-/Schürf- und Platzwunden als riskant eingestuft. Situationen alleine zu bewältigen ist bei kleineren Notfällen weit verbreitet. So wurden Wunden in 7 von 10 Fällen alleine versorgt. Im Zweifel sollte jedoch immer ärztlichen Rat eingeholt werden.
Weitere Informationen zum Thema
Statistisches Landesamt Sachsen, Straßenverkehrsunfälle: www.statistik.sachsen.de/html/444.htm
Forsa Umfrage der JUH
www.presseportal.de/pm/14240/4046382
www.johanniter.de/juh/lv-bw